23.09.2023, Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche: Ein Klassentreffen

Heute findet unser Klassentreffen in Rolandseck statt: Wir sind 8 ehemalige Schüler und Schülerinnen, die in den 50er und 60er Jahren in Luxemburg die Europa-Schule besucht haben. Ein paar von uns kennen sich seit der Kindergartenzeit, einige haben 1970 gemeinsam das Abitur gemacht. Während all der Jahre hatten wir den Kontakt nicht verloren, auch wenn unser Lebensweg uns in unterschiedliche Länder führte. Nach einigen Online-Treffen entstand der Wunsch nach einem physischen Treffen. Jemand hatte die Idee mit Rolandseck und einer kulturellen Einlage im Programm, der Besichtigung des Arp-Museums. Einige unserer Klasse haben sich nicht mehr gemeldet, einige waren zu diesem Termin verhindert, wir machen das Beste daraus.  

Die Nazi-Zeit und den 2. Weltkrieg kennen wir aus den Erzählungen unserer Eltern, heute besuchen wir ein Museum mit Werken von dem Künstlerehepaar Hans Arp und Sophie Täuber, die in den 30er Jahren aus Deutschland fliehen mussten, weil Ihre Kunst als «entartet» galt. Wir sind in einer Zeit aufgewachsen, in welcher aus dem Wunsch nach einer Versöhnung von Frankreich und Deutschland die europäische Gemeinschaft – für Kohle und Stahl – mit damals 6 Ländern entstand. Der Wunsch nach einer Zusammenarbeit zum Wohle aller, vor allem die Sehnsucht nach einem dauerhaften Frieden verbreitete eine Aufbruchstimmung und einen Optimismus. In dieser Atmosphäre wuchsen wir auf, auch mit der Neugier, andere Länder und Sprachen kennenzulernen. In Luxemburg, Brüssel und Varese entstanden Europa-Schulen, in denen Kinder aus Frankreich, Italien, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland gemeinsam unterrichtet wurden. Die Schulen waren auch offen für andere Nationen. So bekamen wir einen persischen Mitschüler, dessen Eltern Baha’i sind und den Iran verlassen mussten. Fremdes erlebten wir nicht als Bedrohung, sondern als seelisch-geistige Bereicherung. Manche von uns haben Partner und Partnerinnen aus anderen Ländern geheiratet oder haben des Berufes wegen in anderen Ländern gelebt. Umso weniger verstehen wir, wie die europäische Gemeinschaft sich in den letzten drei Jahrzehnten entwickelt hat und ein bürokratisches Monster geworden ist. In den letzten Jahren sorgte die Pandemie für viele Arten von Trennung zwischen den Menschen, auch Themen wie der Ukrainekrieg und die Klimakrise entzweit die Menschen. Doch während unseres Klassentreffens geniessen wir unsere alte Vertrautheit, erinnern uns an gemeinsame Erlebnisse und gemeinsame Lehrer und Lehrerinnen. Wir freuen uns am gemeinsamen Essen, dem wunderbaren Wetter und an diesem Treffen, welches wir nächstes Jahr wenn möglich im Elsass weiterführen möchten.

Am Abend laden Georg und ich meine in Bonn wohnende Patentante und ihren Lebenspartner in die Dreesen Suite zu einem Glas Wein ein. Wir möchten die Räume noch nutzen, denn für die 4. und letzte Nacht vor unserer Rückreise in die Schweiz müssen wir in ein kleines Doppelzimmer nach nebenan umziehen. Jemand hat die Suite für die nächsten zwei Wochen gemietet. Unsere Gäste erzählen von alten Zeiten, vom Ende des Krieges, von vielen Nächten, die im Keller verbracht wurden, von ihren Gebeten an die Engländer und Amerikaner, Deutschland endlich von dem Irrsinn zu befreien.

Für Sonntag darf ich mir einen Ausflug auf den Petersberg wünschen. Das Hotel mit Zentrum für internationale Konferenzen ist immer noch auch ein Gästehaus für Staatsgäste der Bundesregierung. Es beherbergte nach dem Krieg die erste deutsche Bundesregierung unter Konrad Adenauer. Mein Vater hatte vor meiner Geburt als Pressesprecher für ihn gearbeitet und uns Kindern erzählt, wie Adenauer ihm gezeigt hatte, welchen Tisch mein Vater in den Flur stellen könnte, um dort zu arbeiten, denn die Plätze in den Büros waren beschränkt. Auf Adenauers Empfehlung hin engagierte in Luxemburg im August 1952 Jean Monnet meinen Vater als Pressesprecher der hohen Behörde der Montanunion für die deutschen Medien. Die Europäische Gemeinschaft war gerade geboren worden, ich bald auch, und so zog unsere Familie nach Luxemburg um. Am 17. Mai 1991, einen Tag bevor er starb, konnte er «sein Büro» auf dem Petersberg noch einmal besuchen. Während seiner Tätigkeit hatte mein Vater einen regen Austausch mit Journalisten und Journalistinnen, die ihn grosszügig mit ihren Pressefotos versorgten. So entstand eine aussergewöhnliche Sammlung für die heutige Zeit wertvoller Dokumente über die ersten Jahre der Europäischen Gemeinschaft. Diesen Nachlass schenkte ich der «Fondation Jean Monnet pour  l’Europe» in Lausanne, wo er heute von Besuchenden und Studierenden aus der ganzen Welt besichtigt wird.

Heute darf ich auf der Terrasse des Petersbergs mit meiner Patentante und ihrem Partner Tee und Schokoladeneis geniessen, bei herbstlichem Sonnenschein und ungewöhnlich klarer Aussicht auf den Rhein, das Hotel Dreesen und den Kölner Dom.   Tatsächlich können Georg und ich am Montag, den 25. September vom Bonner Hauptbahnhof abfahren. Sicherheitshalber hatte Georg am Tag vorher die Auskunft gefragt. Es wurde ihm bestätigt, dass die Baustelle seit Samstag beendet sei. Da stehen wir nun rechtzeitig auf dem Bahnsteig. Die Ansage lautet: «Der EC von Hamburg Altona nach Zürich wird mit einer Verspätung von 10 Minuten eintreffen. Der Grund dafür ist eine Baustelle.» In den nächsten Minuten ändert sich die Ansage, der Zug werde 20, dann 30, dann 40 Minuten verspätet sein, dann wieder 30 Minuten. Nach 25 Minuten fährt der EC plötzlich ein, und wir sind froh, endlich dem kalten Wind und dem kundenunfreundlichen Bahnsteig ohne vor dem Wetter schützende Wartemöglichkeiten. Der Zug fährt nach dem Halt in Basel nicht mehr weiter nach Zürich. Doch dies betrifft uns nicht. Wir müssen sowieso nach Bern umsteigen und kommen schliesslich mit mehr als einer Stunde Verspätung zu Hause an.  
Am 3. Oktober stehe ich wieder hinter dem Altar der Seitenkapelle in der Pfarrkirche Leukerbad. Vor mir warten meine drei Kristallklangschalen darauf, dass ich sie in Schwingung setze. Heute möchte ich diese harmonisierenden Klänge nach Deutschland schicken, zum Tag der deutschen Einheit. Einigkeit und Recht und Freiheit … Wo sind sie geblieben? Wann wird man je versteh’n? Alle Menschen werden Brüder … Freude … Wo ist all das geblieben? Mögen meine Klänge den göttlichen Funken wiedererwecken.

Foto: Der Rhein bei Mehlem

und Text: Petra Dobrovolny 

22. September 2023: Mein Beitrag zur Heilung Deutschlands

Bei Sonnenuntergang setze ich mich auf das Bett unserer Hotelsuite, zünde eine Kerze und ein Räucherstäbchen mit Weihrauch an. Ich habe vor eine Heilmeditation für Deutschland durchzuführen, denn ich bin nicht zufälligerweise ausgerechnet an diesem Ort gelandet. Die ältere Generation weiss noch sehr gut, dass der alte Herr Dreesen, der Besitzer des Hotels, ein Nazi war und Adolf Hitler hier oft zu Gast weilte. Der Führer übernachtete jeweils in der einzig vorhandenen Suite im obersten 4. Stock in der Mitte des mächtigen Hotelgebäudes. Genau hier sitze ich jetzt, wenn auch auf einem anderen Bett mit einer neuen Matratze. Ich bitte um göttlichen Schutz und den Beistand von Christus und der heiligen Maria. Erzengel Michael, der auch zuständig ist für Deutschland, erscheint mir und begleitet mich während meiner ganzen Meditation. Mir wird die Landkarte von Deutschland gezeigt. Tatsächlich befindet sich darüber eine grosse Glocke aus braunem Glas, ähnlich dem Glas von Bierflaschen. Auch ein paar Nachbarländer sind in braunes Licht eingehüllt, vor allem Ungarn, die Slowakei und Österreich. Die Schweiz nur am nördlichen Rand. Ich schaue mir Deutschland von oben her genauer an: Nicht alles ist in braunes Licht getaucht. Im Land verstreut gibt es hellere grössere und kleinere, stärkere und schwächere Kreise aus weissem Licht. Hier wurden bereits Landschaftsheilungen durchgeführt. Als Beispiele davon zeigen sich mir Berlin, München, Augsburg, Regensburg, die Externsteine, Görlitz, Aachen, Köln, … oder es handelt sich um starke Kraftorte, die immer ihr Licht behalten hatten. Dies scheinen vor allem Marienwallfahrtsorte und die Hansestädte zu sein. Besonders fallen mir der Rhein mit seiner tunnelförmigen goldenen Aura und das starke weisse Licht des Bodensees auf. Ich bitte um Auflösung der braunen Glocke, doch es tut sich nichts. Sie hat sich festgesaugt. Erzengel Michael führt mich in einen unterirdischen sehr verstaubten fensterlosen Raum. Nach einer Weile erscheint eine magere Gestalt mit zitternden Bewegungen. Sie trägt eine verschlissene braune Uniform und hat einen stechenden Blick. Am spärlichen Schnauzbart erkenne ich, wer es ist. «Bringt mich endlich weg von hier!» Die Gestalt scheint mich kaum wahrzunehmen und richtet die stammelnden Worte auch nicht an mich, sondern führt eher ein Selbstgespräch mit einer geschwächten Wut, wie sie in diesem Zustand, den ich als vergiftet erkenne, noch möglich ist. Röchelnd stösst sie ein Wort nach dem anderen hervor: «Solche Dummköpfe! Ich wäre schon längst weg ohne sie! Sie verehren mich immer noch. Sie haben nix, rein gar nix begriffen. Lasst mich endlich los, Hohlköpfe! Das war alles eine grosse Dummheit, ein Irrsinn!» Wütend tritt die Gestalt ein auf dem Boden liegendes Buch mit dem Titel «Mein Kampf». Ich verstehe diese Szene so, als würde A.H. immer noch in einer Zwischenwelt gefangen gehalten. Ihn Verehrende nähren sich an seinem Geist. Deswegen kann die braune Glocke über Europa sich nicht auflösen. Ich bitte die Engel um Erlösung dieser verzweifelten Seele. Daraufhin wird der Raum mit einem hellen Licht erfüllt, mehrere Engel heben die jämmerliche Gestalt unter den Armen hoch und fliegen mit ihr in den Himmel. Es wird still und ich habe zunächst den Eindruck, dass dies alles war. Weit gefehlt! Plötzlich öffnet verschwindet der unterirdische Raum, ich befinde mich wieder in der Suite im 4. Stock des Hotels Dreesen. Die ganze Wand öffnet sich zum Rhein hin. Eine Kolonne Männer in braunen Uniformen mit einem Hakenkreuz auf den Oberarmbinde marschieren in unsere Suite ein. Jemand gibt den Befehl: «Rechts um!» Alle salutieren ein letztes Mal in Richtung Siebengebirge und Himmel, ein Mann nach dem anderen, jetzt sind auch Frauen darunter, springt vom Balkon nach unten und verwandelt sich dabei in eine braune Sauce, die schliesslich in den Rhein fliesst. Dies dauert eine lange Zeit. Ich bin Zeugin davon, wie sich die dicke braune Sauce immer mehr auf der vorderen Fassade des Hotels verteilt, in den Rhein fliesst und ihn in nördlicher Richtung braun färbt. Auf der Höhe des Kölner Doms sehe ich, wie die Muttergottes ihren blauen Mantel ausbreitet. Unter ihrem Schutz löst sich die braune Farbe auf, und der Rhein erhält sein goldenes Licht zurück. Während auch diese Szene andauert, beginnt sich die braune Glasglocke über Deutschland aufzulösen. Ich bitte die himmlischen Mächte dieses Geschehen auch weiterhin zu begleiten und beende meine Meditation. Bevor ich in einen tiefen Schlaf versinke, höre ich die Worte Jesu: «Es ist vollbracht!» Einige Stunden später wache ich auf, es ist noch Nacht. Durch das Fenster der Balkontür dringt helles Licht. Ich denke, es sei der Mond. Neugierig stehe ich auf, trete auf den Balkon und sehe über dem Petersberg einen grossen Stern, der die Landschaft ungewöhnlich stark erleuchtet: Es ist der Jupiter, der dieses und nächstes Jahr seine Bahn besonders nahe an unserem Planeten vorbeizieht. Meine Freude über dieses Licht wird noch grösser beim Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Friedlich liegt die Landschaft da, die Lastschiffe auf dem im Sonnenlicht glitzernden Rhein ziehen gemächlich ihre Bahn, eine Schar Gänse fliegt schnatternd vorbei. Mir kommt ein Lied von Cat Stevens in den Sinn: «Morning has broken, like the first morning, blackbird has spoken like the first bird … Mine is the sunlight, mine is the morning, born of the One light, Eden saw play … praise with elation, praise every morning God’s recreation of the new day.»  Übersetzt etwa so: Der Morgen bricht an, wie der erste Morgen, die Amsel hat gesprochen, wir der erst Vogel, mir gehört das Sonnenlicht, mir gehört der Morgen, geboren aus dem einen Licht, das schon der Garten Eden sah … Preise mit Ehrfurcht, preise jeden Morgen Gottes Wiedererschaffung des neuen Tages.
Ein neuer Tag bricht an für Deutschland, für Europa, für die Welt.

Foto: Sonnenaufgang über dem Siebengebirge

und Text: Petra Dobrovolny

Von der Kunst eine Fahrkarte zu kaufen

Es gibt viele Gründe, um nach 4 Jahren wieder mal nach Bonn zu reisen. Oder besser gesagt, um es zu wagen zu reisen. Denn mit der Deutschen Bahn weiss man nie, ob man auch dort ankommt, wo man hinmöchte, geschweige denn in dem Zeitrahmen, den man sich vorgestellt hat. Mit der Besorgung unserer Fahrkarten begann bereits das Abenteuer. Es dauerte zwei Stunden. Zunächst versuchte ich mein Glück zuhause am PC. Nach einer dreiviertel Stunde gab ich auf: Es schien unmöglich an dem gewünschten Datum zur gewünschten Zeit von Bern nach Bonn zu fahren. Der Zug hält nicht in Bonn HB, sondern erst in Köln. Oder er hält nur Bonn-Beuel, eine Platzreservation kann ich nicht vornehmen. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als unser Glück im Reisezentrum des Berner HB zu suchen. Nach einer viertel Stunde Wartezeit dürfen wir an den Schalter einer Dame, die nicht gerade einen kompetenten Eindruck macht. Sie sucht eine Weile im Internet und teilt uns schliesslich mit, dass es nicht möglich sei nach Bonn zu reisen. Wir müssten nach Köln. Ich entgegne, dass dies aber ein grosser Umweg sei. Sie findet das nicht, es seien doch nur 20 Minuten. Aber diese 20 Minuten müssten wir wieder zurückfahren, dies ergäbe dann 40 Minuten Zugfahrt ohne Sinn. Nach einer weiteren Suche teilt die Dame uns mit, dass wir nur nach Bonn-Beule fahren könnten. Ich mache sie darauf aufmerksam, dass es Beuel heisse, nicht Beule. Nach kurzer Überlegung findet auch Georg, dass wir wenigstens mal bis dorthin buchen sollten. Die Dame druckt uns eine Fahrkarte aus, die sogar eine direkte Hinfahrt von Bern nach Bonn-Beuel anzeigt, ohne in Basel umzusteigen. Nach weiteren 5 Minuten erhalten wir noch die Rückfahrkarte vom Bonner HB nach Bern mit Umsteigen in Basel und Platzreservation. Die Rückfahrt scheint einfacher zu sein. Unterdessen haben wir mindestens eine halbe Stunde in dem Reisezentrum verbracht. Ich muss jetzt ins Wallis und Georg möchte mich zum Zug begleiten. Der Dame am Schalter sagt er, dass sie inzwischen in Ruhe danach suchen könne, ob doch eine Platzreservation nach Bonn-Beuel möglich sei, er käme in etwa 10 Minuten wieder. Nach diesen 10 Minuten ist die Dame jedoch mit einem anderen Kunden beschäftigt und tut so, als hätte sie Georg noch nie gesehen. Ein anderer Kollege kümmert sich jetzt um unser Anliegen. Eine Platzreservation nach Beuel scheint weiterhin unmöglich zu sein. Wir sollten einfach einsteigen und schauen, wo es freie Plätze gäbe. Das wollen wir aber nicht, denn wir wissen, wie gut besetzt die Züge in den Norden sind. Am nächsten Tag geht Georg noch einmal ins Reisezentrum am Bahnhof. Er wendet sich direkt an den Mitarbeiter, der neue Kolleg*innen in die Geheimnisse der Kundenberatung einweiht. Innerhalb von 5 Minuten erhalten wir die gewünschte Platzreservation, und zwar nach Bonn HB, obwohl der Zug dort gar nicht hält. Die Reservation ist gratis. Immerhin … 

Am 21. September finden wir tatsächlich unsere reservierten Plätze im EC von Bern nach Hamburg Altona, Bern ab um 13.04 Uhr. Laut der Informationstafel soll der Zug in Bonn HB halten. Wunderbar! Wir machen es uns gemütlich und freuen uns, dass wir in Basel nicht umsteigen müssen. In Basel hat der Zug etwa eine halbe Stunde Aufenthalt. Zeit genug, um noch etwas Proviant einzukaufen. Auf dem Bahnsteig kündigt die Infotafel an, dass der EC in Bonn-Beuel halten werde. Wir nehmen es gelassen. Gegen 15 Uhr nähern wir uns Freiburg. Hier steigen viele Leute ein. Karlsruhe, Mannheim. Die Hälfte unserer Reise ist geschafft. Mit 15 Minuten Verspätung. Mainz, Koblenz. Graue Wolken ziehen auf. In den Städtchen am Rhein entlang ist kein Mensch auf der Strasse zu sehen. Es kommt mir vor, als befände sich über der Landschaft eine riesige dunkelbraune Glasglocke, die alles Leben dämpft. Die Bahnstrecke säumen öfters Schrebergärten. Mir fällt auf, dass dort zahlreiche deutsche Fahnen wehen. Der Herr vom Empfang unseres Hotels sagt uns ein paar Stunden später, dass Deutschland in den letzten Jahren sehr nach rechts gerutscht sei. Es beginnt zu regnen, in Remagen wechselt der Zug die Rheinseite. Spätestens jetzt steht fest, dass er nicht in Bonn HB halten wird. Allmählich wird es dunkel, die Verspätung beträgt 30 Minuten. Der vorbeieilende Schaffner hat keine Lust, uns über die genauere Ankunftszeit in Beuel zu informieren. Wir stellen uns mit unserem Gepäck schon mal vor die Tür. Der Ec nimmt immer mehr an Fahrt auf, sodass wir befürchten, doch noch in Köln zu landen. Ein kleiner Bahnhof und ein stellenweise mit Gras bewachsener ungepflegter Bahnsteig kommen in Sicht, der Zug hält tatsächlich an. Es giesst in Strömen. Eine steile unbedachte Holztreppe führt zu einer Plattform über den Gleisen und auf der anderen Seite geht es ebenso steil hinunter. Mit unserem Gepäck schaffen wir das gerade noch. Ein netter Herr hilft einer gehbehinderten Dame mit ihrem Koffer. Sie nennt ihn einen Engel. Ein Taxi gibt es nicht, der nächste Bus zum Bonner HB fährt erst in 20 Minuten. Der Engel rät uns, die Strassenbahn zu nehmen. Er täte dies auch. Diese fährt in 2 Minuten und erreicht den Bonner HB in etwa 10 Minuten. Der alte Herr neben mir sagt: «Ich wohne jetzt seit 50 Jahren in Bonn. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Das ist nicht nur eine Schande für die Deutsche Bahn, sondern auch eine Schande für Deutschland.» Vor dem Bonner HB stehen zu unserer Erleichterung einige Taxis. Ich frage nach dem Preis zum Hotel Dreesen. «30 Euro», lautet die Antwort in gebrochenem Deutsch. Ich sage: «Wenn Sie wissen, wo das Hotel ist, dann steigen wir ein.» Ja, er wisse es, er sei schon mal dort gewesen. Nach 20 Minuten treffen wir im Rheinhotel Dreesen ein. Die Taxifahrt kostet 25 EUR.
Wir haben ein Doppelzimmer für drei Nächte reserviert. Ich frage, ob sie eine Suite mit mehr Platz hätten. Ja, sie hätten eine einzige Suite, und diese sei zufälligerweise gerade frei. Für uns um 20% günstiger. Der nette Herr vom Empfang zeigt uns die grosszügigen Räumlichkeiten mit zwei Balkons und lobt die wunderbare Aussicht auf die Drachenburg, den Drachenfels und den Petersberg, die jetzt in der Dunkelheit beleuchtet sind. Er schätze sich glücklich, einen so schönen Arbeitsplatz zu haben, wo wir jetzt ein paar Tage Urlaub machen dürften. Besonders schön seien die Sonnenaufgänge, ab morgen scheine wieder die Sonne. Wir sagen zu, lassen unser Gepäck in der Suite und eilen ins noch bis 21 Uhr geöffnete Restaurant, wo uns eine leckere Kürbiscremesuppe und ein Glas Bier erwarten.

Foto: Aussicht auf den Rhein vom Petersberg bis zum Drachenfels

und Text: Petra Dobrovolny

Die Botschaft einer verstorbenen Mutter an ihre Kinder

Einen Tag, nachdem unsere Freundin Gisela gestorben war, erschien sie mir in der Nacht auf den 14. September, ein paar Tage vor ihrer Beerdigung in Locarno. Sie trägt ein hellbeiges langes Brautkleid, einen Schleier aus Spitzen in der Form, wie es die Frauen in Spanien in der Kirche tragen. In ihren Händen hält sie als Brautstrauss kurzstielige rote Rosen mit weisser Myrte. Sie sieht so aus, wie sie im Alter von etwa 50 Jahren aussah. Sie bittet mich, Ihren sechs Kindern folgende Botschaft zu überbringen und sagt: «Liebe Kinder! Trauert nicht um mich, der Herr hat mich von meinen Leiden erlöst. Dankt Ihm dafür, freut euch darüber und feiert. Das Leben ist ein grosses Geschenk, das Sterben gehört dazu. Ich hatte genügend Zeit zum Abschiednehmen vom irdischen Leben, habe alles geregelt, ich habe mich mit allem und allen versöhnt. So konnte ich mich voller Vertrauen in Seine Hände begeben. – Ich möchte euch von Herzen danken, dass ihr mich als Mutter in diesem euren Leben gewählt hattet. Wir haben viel voneinander gelernt. Dies war die Erfüllung für mich und meine Freude. – Bei der Feier in Locarno werden meine sterblichen Überreste neben diejenigen von Mario gebettet. Doch dies ist nur ein äusseres Bild in eurer Wirklichkeit. In Wahrheit geht meine Reise danach weiter: Engel werden mich zu meinem geliebten Partner in den Himmel begleiten. Dort wird eine himmlische Hochzeit stattfinden. So haben wir es uns immer gewünscht, und dieser Wunsch geht nun in Erfüllung. Als eure himmlischen Eltern werden wir liebevoll von oben über euch, euren Kindern und Kindeskindern wachen, euch beschützen und euch beiseite stehen. Wenn ihr es wünscht, könnt ihr uns um Rat fragen. Doch erinnert euch, ihr habt euren freien Willen und eure Freiheit. Wir begleiten euch in Liebe, wie auch immer ihr euch entscheiden mögt. Zum Schluss wünsche ich mir, dass ihr euch immer gut vertragt und euch gegenseitig unterstützt. Lasst es euch gut gehen und feiert das Leben.»   

Zum Abschied winkt sie, wirft Kusshändchen und dreht sich um. Zwei Engel nehmen sie in ihre Mitte. Sie schreiten langsam in diagonaler Richtung nach rechts oben, von meiner Perspektive aus gesehen von mir weg. In der Ferne sehe ich eine Brücke in Regenbogenfarben über einem Fluss, auf der anderen Seite der Brücke wartet ihr vor Jahren verstorbener Lebenspartner, festlich gekleidet wie ein Bräutigam, in der Brusttasche ist ein kleines Sträusschen mit Maiglöckchen, hinter ihm steht Giselas Bruder, ebenfalls festlich gekleidet. Er scheint einer der Trauzeugen zu sein, weiter hinten sind noch viele Seelen verstorbener Familienmitglieder versammelt. Es herrscht eine Atmosphäre der freudigen Erwartung. Von irgendwoher klingt eine himmlische Musik.

Foto und Text: Petra Dobrovolny

19.09.2023: Unsere ungewöhnliche Rückreise von einer Beerdigung

In der Nacht auf den 13. September starb unsere jahrzehntelange Freundin Gisela im Alter von 92 Jahren. Sie sehnte sich schon lange nach ihrer Reise in die geistige Welt, um endlich wieder mit ihrem geliebten Lebenspartner, der bereits viele Jahre zuvor gestorben war, vereint zu sein. Da wir sehr herzlich mit Gisela und ihrer Familie verbunden sind, beschlossen Georg und ich zur Trauerfeier ins Tessin zu reisen. Am 19. September fand sie um 15 Uhr in Locarno statt. Es blieb uns danach nur kurz Zeit, um alle zu umarmen und um gemeinsam das Leben, zu dem das Sterben gehört, zu feiern und mit einem Glas Wein anzustossen. Giselas ältestem Sohn überreichten wir einen grossen Laib Leukerbader Alpkäse mit dem Auftrag, diesen unter den Geschwistern zu verteilen. Zur Feier des Lebens.
Den letzten Zug, der um 18.48 Uhr in Locarno abfuhr, wollten wir noch erreichen, um fahrplanmässig um 21.24 Uhr in Bern zu sein. Die hundertjährige Centovalli-Bahn brachte uns rüttelnd und quietschend durch die wilde Landschaft mit Viadukten über steilen felsigen Schluchten und durch Wälder mit alten Kastanienbäumen bis zum italienische Domodossola, wo wir in der Abenddämmerung eintrafen. In 10 Minuten sollten wir in den von Milano kommenden EC der Trenitalia nach Basel via Bern umsteigen können. Von dem EC war aber nichts zu sehen, die Ansagen blieben aus. Stattdessen fuhr auf dem für den EC vorgesehenen Gleis der von Spiez kommende und wieder dorthin durch den Simplontunnel fahrende Regionalzug ein. Wir dachten an den Spatzen in der Hand und stiegen in diesen Zug ein, in der Hoffnung von Spiez aus bestimmt irgendwann einen Zug nach Bern zu erwischen. Einige Fahrgäste denken ähnlich. Einige Minuten lang tut sich nichts, der Zug steht immer noch. Eine wohlbeleibte Schaffnerin, in der Schweiz Kondukteuse genannt, die im Eilschritt an uns vorbeiläuft, können wir anhalten und fragen, wann denn der Zug abfahre. Sie meint: «Haben Sie es pressant? Sind Sie auf der Flucht?» Ich sage: «Wir sind immer auf der Flucht!», worauf sie lacht und meint: «Haben Sie doch noch etwas Geduld!» Wir nehmen es mit Humor und Georg packt unseren zum Glück noch reichlich vorhandenen Proviant aus. Es folgt eine Durchsage: «Aus technischen Gründen kann dieser Zug seine Reise nicht fortsetzen. Bitte bleiben sie aus Sicherheitsgründen auf Ihren Plätzen sitzen.» Nicht nur wir, sondern alle weiteren Fahrgäste staunen über den Sinn bzw. Unsinn dieser Ansage. Wir packen den Proviant wieder ein und steigen aus, zumal wir sowieso nicht im richtigen Zug sassen. Auf dem Bahnsteig ertönt nach wenigen Minuten die Ansage, dass der EC aus Milano in Kürze auf Gleis 4 statt 2 mit Verspätung einträfe. Das bedeutet Treppen runter, Treppen rauf. Ein Schaffner sagt uns, dass es am Gleisende einen Lift gäbe, es sei aber nicht garantiert, dass dieser funktioniere. Solange wir den Bahnhof von Domodossola kennen – dies sind mehr als 50 Jahre, mussten wir mit mehr oder weniger Gepäck immer die Treppen nehmen. Tatsächlich: Der EC fährt ein, wir sind längst nicht die einzigen Fahrgäste, die ihn sehnsüchtig erwartet haben. Deswegen entscheiden wir uns für die 1. Klasse. Ein Abteil mit 3 Plätzen ist noch frei, in der 2. Hälfte des Waggons befindet sich eine Bar. Eine Durchsage kündet die Route an, der Zug werde in Bern halten. Weitere Minuten vergehen, es tut sich wieder nichts. Eine weitere Durchsage bittet uns Ausweise und Gepäck für die Zollkontrolle bereitzuhalten. Der Zug fährt immer noch nicht ab. Wir öffnen eine Tüte Pommes-Chips, Georg geht zur Bar und kommt mit einer kleinen Flasche Chianti biologico zurück. Eine Durchsage an die «gentili viaggiatori», die netten Reisenden: Wegen eines Hindernisses auf der Fahrbahn habe der Zug eine unbestimmte Verspätung. Bewaffnete Grenzpolizisten kommen vorbei, sie interessieren sich jedoch nicht für uns. Georg fragt einen von ihnen, ob sie wüssten, wann … «Nein», antwortet dieser, er habe mit dem Zug nichts zu tun, er sei Polizist. Der italienische Kondukteur scheint bald am Ende seiner Nerven zu sein. Er ist selbst nicht informiert, hat genug von den ständigen Fragen der Reisenden und wird ausserdem noch von einer bekifften jungen Frau umtanzt. Er schreit sie schliesslich an, wohin sie denn fahren wolle, doch sie lallt ihm lächelnd etwas Unverständliches entgegen. Mit ihren Smartphones in der Hand oder am Ohr entwickelt sich an uns vorbei eine Karawane von Fahrgästen, die an der Bar Proviant für die nächsten Stunden ergattern wollen. Es ist ein Hin und Her, eine Choreografie. Pina Bausch und ihr Wuppertaler Tanztheater hätten ihre Freude daran. Georg meint, dass dies aber ein langweiliges Stück sei, mit welchem wir hier unfreiwilliger Weise beglückt würden. Lieber geht er nochmal zur Bar. Dort ist inzwischen die online-Bezahlung ausgestiegen. Ein chinesischer Tourist meint, das sei ihm während seiner ganzen Reise noch nie passiert. Die Bardame erklärt ihm, dass wir im Moment in einem Tunnel seien, da könne das schon mal vorkommen. Georg berichtigt sie: «Wir stehen hier immer noch auf dem Bahngleis und sind noch nicht im Tunnel.» Die letzte noch vorhandene 3.5 dl-Flasche italienischen Rotweins einer etwas teureren Sorte, denn der billigere Chianti ist inzwischen ausverkauft – und das letzte Sandwich – vegan mit grünen Oliven und Tofu, das sonst niemand mehr wollte, das mir aber sehr gut schmeckt – kann Georg zum Glück bar bezahlen. Für unser leibliches Wohl ist also bestens gesorgt. Einen vorbeigehenden Grenzpolizisten fragen wir, ob noch die Aussicht auf eine heutige Weiterfahrt bestünde, oder ob wir uns ein Hotelzimmer in Domodossola suchen müssten. Mit erstaunlicher Klarheit antwortet er, dass wir heute noch weiterfahren werden, es sei nur eine Frage der Zeit. Allmählich ahne ich, was auf der Bahnstrecke passiert ist. Jemand hat seinem Leben wohl ein Ende bereitet. Dies bedeutet: Der Lokomotivführer des betroffenen Zuges – wahrscheinlich des Regionalzuges aus Spiez – konnte nicht weiterfahren, musste ausgewechselt und psychologisch betreut werden, die Strecke muss von Polizei und Notfalldienst wieder befahrbar gemacht werden usw. In Deutschland werden die Reisenden mit einer Durchsage, es sei ein Personenunfall passiert, informiert. Dies bedeutet meistens einen Fahrtunterbruch von 2 Stunden. In der Schweiz wird nur allgemein über eine «technische Störung» informiert, der Rest ist Schweigen. Inzwischen informiert der italienische Kondukteur verzweifelt die «gentili» Reisenden über 100 Minuten Verspätung. Die bekiffte Frau ist ausgestiegen und tänzelt lallend auf dem Bahnsteig vor unserem Fenster hin und her. Ob sie spürt, was passiert ist? Nach weiteren 6 Minuten setzt sich der Zug plötzlich in Bewegung, ohne diese Frau und ohne Vorankündigung. Über den Lautsprecher ertönt sodann voller Freude die Stimme des Kondukteurs. Die netten Reisenden werden informiert, dass die Strecke frei sei und der Zug eine Verspätung von 106 Minuten habe, wofür man sich entschuldige. Der nächste Halt sei Brig, dann Visp, Spiez, Thun, Olten, Basel. Ich spitze die Ohren: Ein Halt in Bern kam bei der Aufzählung nicht vor! Ich sage Georg, dass wir nachfragen müssten, denn theoretisch könnte der Zug von Thun direkt nach Olten fahren und Bern links liegen lassen. Doch der italienische Kondukteur muss wohl seine Nerven schonen. Er zeigt sich nicht mehr. Wahrscheinlich hat er genug von den Fragen der «gentili viaggiatori» nach deren aktuellen Anschlüssen. Die ausgefallene Fahrkartenkontrolle hat für uns zwar den Vorteil, dass wir den Zuschlag für die 1. Klasse vorläufig nicht bezahlen müssen. Das Display der Informationstafel im Zug zeigt immer noch, dass Bern ein Halt ist. Woher sollen wir wissen, was jetzt stimmt? Wir bitten die Engel um Hilfe, und siehe da, in Brig hält unser Zug auf der Höhe der Informationstafeln der Bahnsteige. Für unseren Zug wird auf der Tafel kein Halt in Bern angekündigt, dagegen bei dem bereits wartenden Zug auf dem Gleis gegenüber. Schnell packen wir unsere Sachen und steigen um in den wartenden Regionalzug nach Bern, der eigentlich gleich losfahren sollte. Wieder mal sind wir erleichtert, im richtigen Zug zu sitzen und nicht in Olten zu landen. Auch die Atmosphäre in diesem Zug ist viel ruhiger und nicht so chaotisch wie in dem EC. Nach einigen Minuten ertönt eine Durchsage: «Dieser Zug erhält eine Verspätung von 20 Minuten. Der Grund: Wir warten Anschlussreisende ab und bitten um Ihr Verständnis.» Der Vorfall hat eine Kette von Verspätungen zur Folge. Ein Trost: Wir werden tatsächlich heute noch ohne Umweg über Olten in Bern ankommen, um 23.40 statt um 21.24 Uhr. Vor Mitternacht fährt uns dort der Stadtbus in den Vorort von Bern, nach Bremgarten. Zu Hause fallen wir müde in unsere Betten, dankbar dafür, dass wir heil angekommen sind. Welch ein Tag! Wir haben das Leben gefeiert und das Sterben. Unsere Freundin hatte ihren Lebenskreis in Demut und Hingabe geschlossen. Die Engel führten sie ins Licht. Der mir unbekannte Mann auf der Bahnstrecke hatte nachgeholfen, aus welchem Grund auch immer. Ich bitte die Engel, ihm das Licht in der Dunkelheit zu zeigen. Möge auch er seinen Frieden finden. Und die heutige Lektion in Bezug auf den Zug des Lebens: Wenn du meinst, du sitzt im richtigen Zug, so könnte sich dies als Illusion herausstellen. Bleibe wach für ein rechtzeitiges Umsteigen. 

Foto und Text: Petra Dobrovolny  

11. August (2): Meine Farb-Klangtherapie: Zur Geschichte

Heute am 11. August ist mit der Post das grosse Paket aus Deutschland mit der besonderen Lampe bei mir in Leukerbad angekommen. Durch ein Interview auf Youtube von Thomas Schmelzer von Mystica TV mit Thomas Künne hatte ich von dieser Leuchte erfahren und gedacht: Genau so etwas suche ich!
Zu meiner Geschichte: Ende der 80er Jahren hatte ich über Ernst-Joachim Behrendt die von dem Schweizer Physiker nach Hans Cousto berechneten kosmischen Klänge – wie den Sonnenton, den Jahres- und Tageston der Erde, den Ton der Venus usw. – entdeckt und mir fast alle Schallplatten mit Gongs, indischer Tampura, japanischem Koto usw. von Michael Vetter gekauft. Er machte damals diese Musikinstrumente, die er «zen-meditativ» in der kosmischen Oktave spielte, in Deutschland und der Schweiz bekannt. Anfang der 2000er Jahre wurde vor allem von Inge Schubert die Phonophorese, eine Akupressur mit Klängen, entwickelt: Stimmgabeln in den Frequenzen der kosmischen Oktave werden auf bestimmte Organpunkte der Körpermeridiane gesetzt, um so die Gesundheit zu unterstützen. Bald gab es auch in der kosmischen Oktave gestimmte Klangstäbe, mit denen ich durch ein sanftes Anschlagen jeweils die Aura meiner Patienten und Patientinnen behandle. Dazu singe ich Obertöne. Dies versetzt den Behandelten in eine tiefe Entspannung. Oft tauchen innere Bilder früherer traumatischer Situationen oder Erlebnisse aus früheren Leben auf. Die Klänge unterstützen die Freigabe dieser Traumata aus dem Zellgedächtnis des Körpers, sodass eine Heilung stattfinden kann. Nach einer solchen «Klangreise» ist ein therapeutisches Gespräch hilfreich. So konnte ich in den letzten 20 Jahren viele Ratsuchende behandeln. Sie wünschten sich von mir Tonaufnahmen dieser Klangreisen, um sich bei Bedarf zuhause selbst behandeln zu können. Aufgrund der Themen, die meine Kundschaft in die Therapiesitzungen mitbrachte, komponiere ich bis heute CDs bzw. Alben mit jeweils 6 oder mehr Titeln bzw. Stücken, die etwa einer Stunde Klangtherapie entsprechen. Jeder Klang hat auch eine Farbe, wenn man ihn oktaviert, d.h. seine Frequenzen so lange verdoppelt, sodass sie für den Menschen sichtbar werden. Hans Cousto hat nicht nur die Klänge der kosmischen Oktave in hz (Hertz) , sondern auch die dazugehörigen Farben in nm (Nanometer) berechnet. Dies ermöglicht es mir, meine klangtherapeutischen Stücke mit Bildsequenzen in den dazugehörigen Farben zu verfilmen. So entstanden meine DVDs zur Farb-Klangtherapie. Eine Auswahl findet Ihr bei www.dolphinkissis.ch und auf meinem Youtube-Kanal. Zum Beispiel ein Stück zum Einschlafen:

oder zum Entgiften:

Und heute kam mit der Post die Lampe «cosmic-lights-tube» zu mir. Sie kann simultan meine Klänge in Farben übersetzen. Sie durchläuft dabei das gesamte Planetenspektrum von 461 nm bis 743 nm und zeigt die Planetentöne in wunderschönem farbigen Licht. Ich bin gespannt, wie mein Weg mit Licht und Klang weitergeht.   

Text: Petra Dobrovolny                

Meine Klangmeditation am 11. August

Am 11. August findet wie jeden 2. Freitag im Monat meine Klangmeditation in der Kirche in Leukerbad statt. Beim Eingang spricht mich eine Dame aus Lausanne an: «Sind Sie diejenige, die hier Klangmeditationen geben?» Ich bejahe. «Dann habe ich Sie vorgestern schon gesehen und gehört! O, wissen Sie, Ihre Klänge rufen so starke Emotionen hervor! Wunderbar! Darum bin ich jetzt nochmal gekommen. Und mein Mann kommt auch, aber etwas später. Er ist gerade noch in der Klinik in einer Therapie.» Während ich meine Kristallinstrumente auf dem kleinen Altar der Seitenkapelle bereitlege und eine Kerze anzünde, finden sich etwa 27 Personen ein. Wie bisher besteht mein Publikum zu 90% aus Frauen. Einige davon bringen ihre Ehepartner mit. Heute sind auch Zuhörende dabei, die gewohnt sind zu meditieren. Sie setzen beide Füsse auf den Boden, legen die Hände wie zwei Schalen mit den Handinnenflächen nach oben auf die Oberschenkel, sitzen gut aufgerichtet da und schliessen die meiste Zeit über die Augen. Beim Warten auf den 17-Uhr-Glockenschlag stimme ich mein Publikum bereits leise auf die Klänge meiner drei Kristallschalen und der Kristall-Lyra. Zufälligerweise harmonisieren die Klangschalen mit den Kirchenglocken. Während 45 Minuten geniessen die Zuhörenden das Klangbad. Nach 10 Minuten sehe ich, dass viele gähnen. Dies verstehe ich als ein Zeichen der Entspannung. Nach weiteren 10 Minuten beginnen Tränen zu fliessen. Mein «Dona nobis pacem» und «Ave Maria» berühren die Herzen. Heute betet ein Besucher in der hintere Stuhlreihe kniend und sehr andächtig mit. Auch weint er dabei. Männer schämen sich ihrer Tränen und möchten schon gar nicht, dass jemand sie sieht. Deswegen verlässt dieser Mann 10 Minuten vor Schluss der Vorstellung die Kirche, um allein zu sein. In Gedanken schicke ich ihm einen tröstenden Engel. Einige neugierige Besuchende, die auf ihrem Weg ins Restaurant an der Kirche vorbeikommen, schauen auch dieses Mal wieder herein, wollen sich zwar nicht setzen, hören heute aber länger zu als sonst. Mein Georg sorgt als Türsteher jedes Mal dafür, dass die renovationsbedürftige Kirchentüre nicht laut geöffnet und geschlossen wird. Besonders dieses Mal inspiriert mich die dichte Konzentration und Andacht des Publikums so, dass ich die Klänge und lateinischen Gesänge mit Passagen von Obertönen in voller Hingabe gestalten kann. Die Glocken verkünden mit dem ¾ – Schlag das Ende der Veranstaltung, ich schliesse ab mit «Andate in pacem» und «Amen». Das Publikum klatscht leise und dankbar Beifall, das Körbchen für die Kollekte, die für ein Projekt für kriegstraumatisierte Menschen bestimmt ist, wandert von Hand zu Hand. Zwei Besucherinnen aus Amsterdam und eine weitere aus Fribourg bedanken sich noch persönlich bei mir. Letztere möchte noch wissen, aus welchem Material meine Schlägel seien. Ich antworte: «Aus Silikon.» Sie kann nicht glauben, dass man mit Silikon solche erstaunlichen Klänge hervorbringen kann und schaut mit suchendem Blick in die Umgebung in der Erwartung noch Lautsprecher oder sonstige technische Einrichtungen zu entdecken. Ob ich denn wirklich keine Hintergrundmusik laufen liesse, will sie wissen. Ich verneine. Das sei unglaublich, «incroyable», meint die Dame aus Fribourg und verlässt die Kirche um ein Hörerlebnis reicher. Mit einem Glas Walliser Weisswein in der benachbarten Bar schliessen Georg und ich den Abend ab, dankbar für das Publikum, welches ich heute mit meinen Klängen beglücken durfte.  

Foto: Meine Kristallinstrumente auf dem Altar der Seitenkapelle der Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen, in Leukerbad

und Text: Petra Dobrovolny     

Kulturweg Dala – Raspille: Auf Goethes Spuren

Am 3. Juni 2023 wird der bereits bestehende und jetzt neu beschilderte Kulturweg von Leukerbad an der Dala nach Salgesch an der Raspille im Rhonetal mit einer Wanderung feierlich eingeweiht. Schon Mitte Mai hatte ich mich dazu angemeldet und freute mich sehr auf dieses für mich ungewöhnliche Abenteuer: Mindestens 15 km Fussweg mit einer Höhendifferenz von 800 m in Begleitung von 100 Mitwandernden stehen mir bevor. Die Teilnahme ist dank grosszügigem Sponsoring gratis, eine Spende der Wandernden für den zukünftigen Unterhalt des Kulturwegs ist jedoch willkommen. Der blaue Himmel verspricht den schönsten Tag der Woche, ab 11 Uhr sind jedoch Gewitter vorausgesagt. So packe ich Regenjacke und Knirps in meinen Rucksack, auch eine Thermosflasche mit Tee und einen Apfel. Für weiteres Proviant soll unterwegs dreimal gesorgt sein. Um 8 Uhr mache ich mich auf den Weg zur Sportarena von Leukerbad. Von hier aus sollen nach einem Café und Gipfeli die 100 Angemeldeten starten. Die Gemeindepräsidenten von Leukerbad und Salgesch sowie der Präsident der «DalaKoop», einer Kooperation für interkommunale Zusammenarbeit der Gemeinden Leukerbad, Inden, Varen und Salgesch, heben in ihren Reden die Bedeutung des Kulturwegs und dieses Events hervor. Der Pfarrer von Leukerbad, Frank Sommerhoff, spricht kurz über das Unterwegssein in Gottes Natur, die die Seele beim Wandern erfreue. Wegen des schlechten Mikrofons sind die Worte der Redner nur schlecht zu verstehen. In freudiger Erwartung begeben wir uns zum ersten neuen Wegweiser hinter der Sportarena und am Anfang des «Römerwegs». Der Pfarrer bittet die Erzengel und die Heiligen um Schutz für alle, die auf diesem Weg wandern werden, segnet das neue Schild mit Weihwasser, und meint sodann, es sei eigentlich wichtiger, die Wandernden zu segnen. So bekommen wir auch noch ein paar geweihte Wasserspritzer ab. Danach werden wir in drei Gruppen mit je einem Führer eingeteilt und machen uns gutgelaunt und erwartungsvoll auf den Weg. Nach ein paar hundert Metern hält unser Wanderleiter Anselmo Loretan kurz an, um uns etwas über die geologischen Verhältnisse des so reichlich fliessenden Thermalwassers von Leukerbad zu erklären. Regen- und Schneewasser sammelt sich oben im Wyss See neben dem Gipfel des Torrent in etwa 2300 m Höhe, sickert durch den Kalkstein in den Berg, fliesst bis zu 2500 m unter die Erde. Dort zirkuliert es 40 Jahre lang, nimmt verschiedene Mineralien und vor allem auch die Wärme der Erde auf, bis es in Quellen austritt und zu vier Hotels sowie zur «Therme Leukerbad» geleitet wird. Letztere wurde zunächst von zwei Quellen versorgt, bis nach dem Erdbeben im Jahre 1946 eine dritte hinzukam. Letzteres wusste ich bis jetzt nicht.
Weiter geht es in zügigem Tempo an einem grossen Keltenstein vorbei bis zum nächsten Dorf, Inden genannt. Pünktlich treffen wir zur Weisswein-Mehl-Suppe nicht jedermanns Geschmack – um 10.45 Uhr beim Dorfladen, dem ehemaligen kleinen Bahnhof der Zahnradbahn, die von 1915 bis 1967 von Susten im Tal bis nach Leukerbad fuhr. Damals baute man die Strasse aus und empfand die Bahn als Behinderung für den Autoverkehr. Heute wird die Entscheidung diese Bahn abzuschaffen, sehr bereut. Sie könnte auch heute mit erneuerbarem Strom aus Wasserkraft betrieben werden und wäre eine noch grössere Touristenattraktion als damals. Vielleicht kommt jemand mal auf die Idee eine Seilbahn von Susten nach Leukerbad zu bauen. Damit könnte auch der Transport der riesigen Abfallmenge, die die Tourist*innen hinterlassen, von «der Strasse auf das Seil» verlagert werden.

Aus einem riesigen Suppenkessel, der über einem Feuer hängt, wird jedem Gast Suppe in den Teller geschöpft. Auch reichlich Brot und Käse wird angeboten. Die bereitstehenden Holzbänke und -tische sind bald besetzt, nette Einwohnerinnen von Inden – Würde man sie als «Inderinnen» bezeichnen? – schenken emsig Walliser Johannisberg-Wein und Wasser ein. Nach einer dreiviertel Stunde ertönt ein Pfiff aus der Trillerpfeife unseres Wanderleiters Anselmo zum Aufbruch zur zweiten und anstrengendsten etwa 1 ¼ -stündigen Etappe hinunter nach Varen im Rhonetal. Der Weg führt hinter Inden an einem ehemaligen Kalkbrennofen und an weiter an sehr steilen Felswänden entlang. Gemäss Anweisung sollen wir zügig in einer Einerkolonne marschieren und nicht zum Fotografieren stehen bleiben. Steinschläge seien zwar selten, aber nicht auszuschliessen. In einer Kurve, hinter der der Weg die Dala-Schlucht verlässt, hält Anselmo im Schatten der Bäume an, um uns von Goethe zu erzählen, der vor 250 Jahren denselben Weg in Gegenrichtung gewandert war. Hier beim Bildstock mit der kleinen Marienfigur hatte er einen Halt eingelegt, um den Blick nach oben zum malerisch gelegenen Inden zu skizzieren. Eine Kopie dieser sehr gekonnten Skizze reicht Anselmo herum. Alle staunen, denn abgesehen von der Hochspannungsleitung und einem Baukran sieht diese Aussicht heute noch genau gleich aus wie damals. Es soll bekannt sein, dass Goethe die erste Nacht, die er in Leukerbad verbrachte, wegen der vielen Stechmücken kaum schlafen konnte. Heute würde dies nicht passieren, denn es gibt in dieser Höhe fast keine Stechmücken mehr.
Anselmo verspricht uns einen gemütlichen Abstieg nach Varen, einem Winzerdorf, wo um 13 Uhr das Mittagessen mit Raclette auf uns wartet. Nach «Goethes Kurve», vielleicht wird sie offiziell mal so benannt, Richtung Rhonetal mit Blick auf den Pfynwald, macht sich die Mittagshitze unbarmherzig bemerkbar. Die alpine Flora wechselt zu einer mediterranen. Heute wird es einen ersten Hitzetag mit 30°C geben. Wir verlassen den schattigen Wald, denn unser Abstieg führt uns nun durch die Reben, die die Sicht auf das breiter werdende Tal Richtung Siders und Sitten im Südwesten freigeben. Besonders mein linkes Knie meldet sich, wenn auch leise. Es hat bereits 600 m Abstieg hinter sich. Ich bereue, dass ich statt meiner Wanderstöcke einen Regenschirm mitgenommen habe. Zum letzten Mal, wie ich mir schwöre. Goethe hatte bestimmt zumindest einen Wanderstock dabei. Besonders auf den Schotterwegen kann man leicht auf den flachen Schiefersteinen ausrutschen. Schliesslich kommen wir bei einer Sporthalle an, neben der auf dem inzwischen vor Hitze glühenden Asphaltplatz Holztische und -bänke auf uns warten. Der Raclettekäse muss von den freundlichen Gastgebern erst gar nicht lange geschmolzen werden. Die Warteschlange kommt zügig voran. Mit einem Kartonteller in der Hand, der mit zwei Pellkartoffeln – in der Schweiz «Gschwellti» genannt, sauren Gurken, Silberzwiebeli und zerlaufenem Käse beladen wurde, sowie einem Glas Walliser Weisswein, suche ich mir einen Schattenplatz unter dem Dachvorsprung der Turnhalle und setze mich einfach auf den Boden. Einige Mitwandernde machen es mir nach und so geniessen wir trotz diesen Umständen gut gelaunt unser wohl verdientes Mittagessen. Inzwischen verbreitert sich der Schatten des Vordachs zusehends, denn die Sonne hat ihren höchsten Punkt überschritten. Kurzerhand verschieben ein paar kräftige Männer die langen Bänke und Tische zur Wand der Turnhalle, so dass niemand mehr beim Essen auf dem Boden sitzen muss. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden verlässt nach dem Mittagessen die Gruppe, um sich mit dem Bus nach Leuk und weiter auf den Heimweg zu begeben. Die meisten Mitwandernden wohnen im Rhonetal, in den Kantonen Bern, Luzern oder woanders und waren zum Start der Wanderung mit dem Bus nach Leukerbad gekommen. Einige wohnen auch in Salgesch, wohin die restliche Gruppe um 14.30 Uhr von Varen aus aufbricht. Angekündigt wird uns eine gemütliche Wanderung entlang der Suonen, wie im Wallis die Wasserkanäle aus dem 13. Jahrhundert genannt werden. Auf Madeira heissen sie «Levadas». Sie sorgen auch heute noch für eine gerechte Verteilung des Wassers durch Felder und Rebhänge. In Aussicht gestellt wird uns auch eine riesige Crèmeschnitte vor dem Weinmuseum im Zielort Salgesch. Die folgenden 1 ½ Stunden erscheinen mir ziemlich lang und mühsam. Zunehmend spüre ich meine Müdigkeit und mein linkes Knie. Doch die Schönheit der Landschaft und das kühle Wasser in den Suonen lassen mich durchhalten. Gewitterwolken türmen sich über den Bergen auf und warten geduldig, bis ich wieder sicher zuhause in Leukerbad angekommen sein werde. Mein Regenschirm wird unbenutzt im Rucksack bleiben. Der Abstieg nach Salgesch, dem grössten Winzerdorf im Wallis 40 Winzerunternehmen, überwiegend von Familien geführt –, ist sehr steil. Neben uns fliesst ein kleiner Bergbach munter hinunter: die Raspille. Deswegen heisst dieser Kulturweg «von der Dala bis zur Raspille», die die Sprachgrenze zwischen dem Wallisertitsch des Oberwallis und dem Französisch des Unterwallis bildet. Anselmo erzählt uns noch, dass sich Probleme mit dem Nachwuchs auch in Salgesch zeigen. Viele Rebberge werden vermietet oder als teure Grundstücke an eine reiche Kundschaft aus dem Ausland verkauft. Grosse Villen mit nicht hierher passender moderner Architektur verschandeln an einigen Stellen bereits die Landschaft. Im Namen der Gruppe bedankt sich ein älterer Mitwandernder bei Anselmo für die kompetente und umsichtige Führung. Müde und zufrieden treffen wir beim Weinmuseum, das bereits geschlossen hat, in Salgesch ein. Bis zum nächsten Zug nach Leuk bleibt gerade noch genügend Zeit, um bei den wieder für uns bereitstehenden Bänken und Tischen eine süsse Crèmeschnitte – drei Blätterteigschichten mit Vanillecrème dazwischen – zu vertilgen und dem Team von Leukerbad-Tourismus herzlich für die ausgezeichnete Organisation dieses historischen Tages zu danken. Beim Bahnhof Leuk hat die kleine Gruppe aus Leukerbad direkten Anschluss an den Bus. Gegen 17.30 Uhr treffen wir im heimatlichen Busterminal ein. Um 21 Uhr entladen sich die ersten Gewitterwolken, die dank dem Segen des Pfarrers und dem Schutz der Heiligen sowie der Erzengel so lange gewartet hatten. Niemand hatte auf dieser Wanderung einen Unfall erlitten, niemand einen Hitzeschlag. Zu meinem Erstaunen hatte ich die für mich ungewohnten kulinarischen Ereignisse bestens vertragen. Wegen des Walliser Weissweins oder des Schutzes eines Heiligen? Wer weiss… Dankbar und erschöpft falle ich ins Bett. Diese Wanderung war ein einmaliges Erlebnis, das ich sicher nie vergessen werde, aber sicher nicht in dieser Form wiederholen werde. Im Prospekt steht: «Der Kulturweg Dala – Raspille beeindruckt durch das Wechselspiel der vielseitigen Natur- und Kulturlandschaft.» Auch wenn dieses Wechselspiel dann nicht so beeindruckend ist, lässt sich dieser Weg wegen der guten Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr ohne weiteres in drei oder vier einzelne Etappen aufteilen. Unbedingt mit Wanderstöcken, nicht unbedingt mit Weissweinsuppe, stattdessen lieber mit Besuch eines Weinkellers und des Weinmuseums. Und wegen des Muskelkaters ist ein Besuch der Therme spätestens am darauffolgenden Tag sehr empfehlenswert. Man kann auf Goethes Spuren nicht nur wandern, sondern auch baden. Dies wird bestimmt bei der nächsten Auflage des Prospekts drinstehen. «Goethes Kurve» vielleicht auch.

Foto: Blick vom Dala-Tal ins Rhonetal auf Susten, rechts im Bild der Kulturweg entlang der steilen Felswand
und Text: Petra Dobrovolny

Thermalwasser Leukerbad

Für alle, die sich für das Leukerbader Thermalwasser und die Geheimnisse des Wassers interessieren

Info-Tafeln der Thermalquellenzunft erklären die Entstehung des Leukerbader Thermalwassers: Oben auf dem Torrent in etwa 2500 m über dem Meeresspiegel sickert Regen- und Schneewasser in zwei Bergseen in die Erde, fliesst bis ca. 600 m unter den Meeresspiegel, zirkuliert dort 40 Jahre lang und tritt in mindestens 22 natürlichen Quellen als Thermalwasser mit Temperaturen von bis zu 51°C wieder an die Oberfläche. In der Dala-Schlucht zum Beispiel an den Felswänden. Dies sieht man an der rostbraunen Färbung der Felsen. Beim Thermalquellensteg, der von der Thermalquellenzunft erstellt wurde und unterhalten wird,  kann man an einem Seil einen kleinen Eimer, der sich unten in einem Bassin am Rand der Schlucht mit ca. 37 °C warmem Thermalwasser füllen lässt, zu sich heraufziehen.

In Leukerbad findet sich das grösste Thermalwasservorkommen der Alpen: Es fliessen täglich 3 Millionen Liter.

In einem Sammelbecken bei der Leukerbad Therme, früher „Burgerbad“ genannt, kommt Thermalwasser aus drei Quellen zusammen. Eine Quelle davon ist ein sogenanntes „Lichtwasser“, welches auch den „Warmen Trog“, den Brunnen neben der Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen, speist, bevor es in das Sammelbecken der Leukerbad Therme fliesst. Dieses Wasser hat eine ähnliche Heilkraft wie dasjenige aus dem Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien und ist ein Lichtwasser. Ein Lichtwasser macht Resonanz auf alle 7 Frequenzen – die Regenbogenfarben – des Lichts, die zusammen weisses Licht ergeben. Deswegen werden Lichtwässer in Italien „acque a luce bianca“, auf Deutsch „Lichtwasser“, auch manchmal „Marienwasser“ genannt, da sich diese Quellen häufig an Marienwallfahrtsorten befinden. Doch bereits in vorchristlicher Zeit und auf der ganzen Erde verteilt waren „heilige Quellen“ mit  heilendem Wasser bekannt. Der Ganges in Indien ist nur ein Beispiel.

Dieses Lichtwasser einer Leukerbader Quelle wirkt in ähnlicher Weise heilend oder lindernd wie dasjenige von Medjugorje auf das Mesoderm – auf das mittlere Keimblatt – des Menschen, das heisst auf die Knochen, die quergestreifte Muskulatur, die Aufrichtung der Wirbelsäule, die Nervenbahnen und die Grosshirnrinde, das Urogenitalsystem, die Blutgefässe sowie die Verdauungsorgane. Dies bedeutet, es wirkt bei einer Vielzahl von Krankheiten, besonders bei rheumatischen und neurologischen. Im „Badebüchlein Leukerbad“, welches 500 Jahre Badetourismus beschreibt,  heisst es, dass das gesamte hiesige Thermalwasser – nicht nur dasjenige der Lichtwasserquelle – für nahezu alles als gut erachtet wurde, zum Beispiel auch für Lähmungen, gebrochene Knochen, Unfruchtbarkeit bei Frauen, Krampfadern, Nierensteine bis Hautausschlag. 

Weitere Literatur:

Enza Maria Ciccolo: Lichtwasser, Wasser der Liebe. Forschung, Grundlagen und ganzheitliche therapeutische Konzepte. AT-Verlag 2004 Gudrun Dalla Via: Lichtwässer und ihre Heilkräfte. En praktischer Ratgeber. AT-Verlag 2002 Gudrun Dalla Via, Erich und Monika Baumgartner: Lichtwasserorte in Mitteleuropa. Heilendes Wasser von hundert Orten der Kraft. AT-Verlag 2012. In diesem Buch wird  das Leukerbader Thermalwasser leider nicht untersucht.

Leider sind alle drei Bücher vergriffen, eventuell antiquarisch erhältlich oder in einer Bibliothek zu finden.

In den letzten 30 Jahren hat die Wasserforschung dank neuer Messgeräte und Mikroskope neue Erkenntnisse über die Eigenschaften des Wassers offenbart. Bekannt geworden ist besonders Prof. Emoto Masaru, der durch seine Eiskristall-Fotografien zeigte, dass Wasser Informationen aufnimmt. Sein Buch „Die Botschaft des Wassers“ wurde ein Bestseller. Ein bei Thun lebender Schweizer Fotograf, Ernst F. Braun, erstellt im Auftrag Wasserkristallfotografien von eingeschickten Wasserproben. Mehr: www.wasserkristall.ch

Auch das Dunkelfeldmikroskop enthüllte „Die Geheimnisse des Wassers“, so der Titel des Buches von Prof. Dr. Bernd Kröplin und Regine C. Henschel, das 2019 im AT-Verlag erschienen ist. 

Weitere Infos:

www.thermalquellenzunft.ch

www.quellonline.de

www.weltimtropfen.de

www.st-leonharts-quellen.de

Foto: Info-Tafel der Thermalquellenzunft

und Text: Petra Dobrovolny