Es geht nicht nur auf Weihnachten zu, sondern zunächst mal auf die Wintersonnenwende. Heute werde ich eine Allgäuer Heilkräuterkerze anzünden, die dem Thema Jahresrad und dem 21. Dezember gewidmet ist. Sie verströmt mit ihrem Licht den Duft von Myrrhe, Fichten, Tannen, Weihrauch und Mistel. Die Natur regeneriert sich. Alles verlangsamt sich auf wohltuende Weise. Die jetzige Zeitenergie unterstützt den Rückblick. In meinem Fall blicke ich auf ein Jahr Klangmeditation in der Leukerbadner Pfarreikirche zurück:
Seit Dezember 2022 darf ich jeden 2. Freitag im Monat von 17 bis 17.45 Uhr – Glockenschlag! — mit drei grossen Kristallklangschalen und einer Lyra aus Bergkristall eine Klangmeditation in der Seitenkapelle der Pfarreikirche anbieten. Zu den Klängen singe ich Texte aus der lateinischen Liturgie in von mir komponierten Melodien. Dieses Angebot ist eine interkulturelle und interkonfessionelle Meditation für den Frieden mit dem Titel «Dona nobis pacem». Zudem darf ich zur Mittagszeit bzw. wenn nicht gerade ein Organist oder eine Organistin an der Orgel üben, meine Klangmeditation für den Frieden den «zufälligen» Besuchenden darbieten.
Bis heute habe ich plangemäss 12 Klangmeditationen (2 davon im Dez 22, am 9. und 23.) durchgeführt, die im Pfarreiblatt, vom Tourismusbüro im online-Eventkalender und über von mir in Hotels und Geschäften verteilte Plakate angekündigt wurden. Es kamen jeweils zwischen 10 bis 35 Besuchende, zu 85% Frauen im Alter von 40 bis über 85 Jahren. Männer wurden meistens von ihrer Partnerin begleitet. Etwa 30 % der Teilnehmenden sind Einheimische und Patienten und Patientinnen der Leukerbader «Rehaclinic». Die auswärtigen Gäste kommen zu 70% aus der Schweiz, d.h. aus den Kantonen Fribourg, Bern, Luzern, Schwyz, Waadt, Wallis, Genf, Tessin und Neuenburg. Die Gäste aus dem Ausland kommen aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Portugal, Japan, der Slowakei, der Tschechischen Republik und der Ukraine. Die meisten Teilnehmenden beten schweigend mit. Manche scheinen es gewohnt zu sein zu meditieren und können sich besonders intensiv während 45 Minuten auf die Klänge konzentrieren. Als Darbietende kann ich wahrnehmen, wann sich mein Publikum entspannt, wer die innere Einkehr sucht und wer zu Tränen gerührt ist. Zum Abschluss bedanke ich mich bei den Anwesenden für ihr Dasein und ihr Mitbeten für den Frieden in der Welt und den Frieden im eigenen Herzen und verbinde dies mit dem Wunsch, dass sie diesen Frieden in ihren Alltag mitnehmen mögen.
Mindestens 4mal pro Woche habe ich dieses Jahr während der Mittagszeit ohne publizierte Ankündigung die Klangmeditation gespielt. Kirchenbesuchende, die zum Gebet, zum Anzünden einer Kerze bei der Statue der Hl. Maria von Fatima oder zur Besichtigung vorbeikamen, entdeckten meine Darbietung also per Zufall. Die meisten reagierten verwundert, neugierig oder auch freudig überrascht, setzten sich hin und lauschten meinen Klängen, manchmal sogar länger als eine halbe Stunde. Kinder waren besonders fasziniert, wurden ruhig und lauschten andächtig.
Die Rückmeldungen im Wortlaut:
«Meine Glückwünsche zu dem, was Sie da tun! Es ist sehr sanft und beruhigend. Sie haben uns einen schönen Moment geschenkt. Herzlichen Dank!»
«Ihre Klänge haben mein Herz geöffnet. Ich musste weinen. So etwas habe ich noch nie erlebt.»
« Es ist sehr entspannend. Ich spüre keine Schmerzen mehr.»
« Ich kenne Klangschalen, aber so etwas habe ich noch nie gehört.»
« Hat es Sie gestört, dass ich geweint habe? Es kam einfach über mich. Es war so ergreifend.»
« Wie ist es möglich, solche Klänge hervorzubringen ohne Mikrophon, Verstärker und sonstige Technik?»
« Ich habe die Zeit und alle Sorgen vergessen. Es war wie im Himmel.»
«Die Akustik ist wunderbar! Man fühlt sich ganz in die Klänge eingehüllt. Ihre Stimme wirkt sehr heilend.»
«Ich erlebe gerade eine schwere Zeit. Ihre Klänge und Ihr Gesang haben mich getröstet. Herzlichen Dank!»
Es gibt auch nonverbale Rückmeldungen, wenn die Besuchenden mit einer Dankesgeste in meine Richtung die Kirche wieder verlassen. Einmal zur Mittagszeit war ein zufälliger Passant zu Tränen gerührt, betete länger weinend für sich und legte mir vor dem Weggehen schweigend ein 5-Franken-Stück auf den Tisch.
Allmählich wird dieses monatliche Angebot bekannter. Es gibt Frauen, die extra deswegen nach Leukerbad kommen und Freundinnen mitnehmen. So kommen wiederholt Besucherinnen aus Crans, Fribourg und Spiez.
Mein herzlicher Dank gilt allen, die diese interkulturelle und interkonfessionelle Klangmeditation für den Frieden unterstützen …
Foto und Text: Petra Dobrovolny