wünsche ich allen Lesenden!
Senden wir unser gemeinsam weiterhin unser Licht in die Welt!
Foto: Petra Dobrovolny
wünsche ich allen Lesenden!
Senden wir unser gemeinsam weiterhin unser Licht in die Welt!
Foto: Petra Dobrovolny
Welche Höhepunkte bzw. «Highlights», auf Deutsch wortwörtlich «hohe Lichter», gab es für mich in diesem Jahr? Da fallen mir zunächst die zwei grossen Wanderungen ein: Eine auf dem Kulturweg von Leukerbad nach Salgesch, gemeinsam mit 100 Mitwandernden auf Goethes Spuren am 3. Juni. Die nächste grosse Wanderung führte mich zum Gottesdienst bei der Marienkapelle auf der Flüealp in 2067 Metern Höhe am 23. Juli. Am 16. September war ich beim Ausflug der Thermalquellenzunft zum höchsten Weinberg Europas in Visperterminen hoch über dem Rhonetal dabei. Meine Berichte dazu befinden sich in diesem Tagebuch unter den Monaten Juni und Juli.
Es gab viele schöne, erstaunliche und unerwartete Begegnungen bei meinen Klangmeditationen in der Pfarreikirche Leukerbad. Am 8. Dezember zum Beispiel kam nach meiner Darbietung ein Besucher aus der Bretagne aufgeregt zu mir. Er zeigte mir an seinem linken Handgelenk einen Armreif aus kostbarer reiner Jade. Dieser habe 10 Minuten nach Beginn meiner Darbietung angefangen zu vibrieren. Nach weiteren 5 Minuten hätten seine beiden Hände vibriert, bis zum Schluss. Auch sein Herz hätte vibriert. So etwas habe er noch nie erlebt. Mit grossen wunderbaren blauen Augen schaut er mich an und bedankt sich bei mir. – Ich erkläre mir dieses Phänomen mit Resonanz: Die Klänge meiner Kristall-Instrumente und mein Obertongesang bringen andere Kristalle und die Herzen der Zuhörenden in Schwingung, die mit der Zeit kohärent werden, d.h. gleichförmig schwingen und sich gegenseitig verstärkt. So können wir gemeinsam ein Feld des Friedens schaffen, das seine Kreise in die Welt zieht.
Für mich sehr aussergewöhnlich war die Begegnung mit der unerlösten Seele Adolf Hitlers am 22. September in der Suite des Rheinhotels Dreesen in Bonn-Mehlem. Die ausführliche Beschreibung befindet sich hier im Tagebuch unter September. Ich hatte zwar mit Absicht diesen Ort, der oft von A.H. besucht wurde, gewählt, um eine Landschaftsheilung vorzunehmen. Inspiriert hatte mich dazu der Bauer Hubert Möhrle aus der Nähe von Überlingen, der in Deutschland und Österreich gemeinsam mit anderen Mitwirkenden verschiedene Orte besucht, die von den Nazis energetisch missbraucht worden waren, und heilende Rituale mit Hilfe der Christuskraft und der Energie der Liebe ausführt. Während meiner Meditation erschien mir die herumirrende Seele Adolf Hitlers und bat mich in der für dessen bekannten kaltschnäuzigen Art um Hilfe. Schliesslich führten ihn Engel ins Licht und ich sah, wie sich die dunkelbraune Glasglocke über Deutschland aufzulösen begann. So konnte ich einen wichtigen Impuls setzen, der jetzt und in den kommenden Monaten noch deutlicher spürbar sein wird. Viele Menschen wirken mit positiven Gedanken, Gebeten und Meditationen in das Energiefeld Deutschlands hinein, damit das Land seine geistige Aufgabe wieder zum Wohle aller wahrnehmen kann. In der Völkergemeinschaft hat jedes Land eine bestimmte Aufgabe, die es jedoch nur wahrnehmen kann, wenn seine Traumata gelöst sind.
Eine sehr zutreffende Analyse zur Situation in Deutschland gibt es von Raik Grave, der von Felix von Frieden auf dessen Youtube-Kanal interviewt wird.
https://www.youtube.com/watch?v=k8Btj3IZLuE
Heute widme ich meine Klangmeditation der Karlsuniversität in Prag, deren Räumlichkeiten ich von innen kenne. Am 22.12. hat dort ein 24-jähriger Philosophiestudent zuerst seinen Vater, danach bei seinem Amoklauf 14 Studierende und Lehrende erschossen. Zum Schluss sich selbst. Das ganze Land steht unter Schock. So etwas ist hier noch nie passiert. Mögen meine Klänge und Gesänge zu Trost und Frieden beitragen. In der dunkelsten Nacht wird das Licht geboren. Jeder und jede kann auf seine und ihre Weise dazu beitragen.
Text und Foto: Petra Dobrovolny
Happy Christmas! Joyeux Noël! Veselé Vànoce!
Vom Himmel hoch, da komm ich her
Aufnahme mit meiner Kristall-Kyra in der Seitenkapelle der Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen, bei der Statue der hl. Maria von Fatima, Portugal
in Leukerbad, Wallis, Schweiz
Wie die Zeiten sich ändern oder auch nicht
Im Jahr 2020 lautete mein Tagebucheintrag zurzeit der Wintersonnenwende wie folgt:
«Menschen, denen es möglich ist, fliehen aus London, weil sich dort eine Variante des Virus verbreitet, die anscheinend noch viel ansteckender als die Bisherige sein soll. Die angrenzenden Länder auf dem europäischen Kontinent machen die Grenzen zu Grossbritannien dicht. Die Schweiz stellt ab heute Mitternacht den Flugverkehr dorthin ein. Die zuständigen offiziellen Stellen beeilen sich zu sagen, dass der gerade bewilligte Impfstoff auch gegen diese mutierte Variante wirke. Woher wissen die das?»
In den nachfolgenden Monaten stellte sich heraus, dass weder diese Variante gefährlicher war noch, dass der Impfstoff auch hier gegen wirkte. Bald einmal gab es mehr Geimpfte als Ungeimpfte in den Spitälern.
Zur Wintersonnenwende am 21. Dezember 2021 schrieb ich:
«Der Kanal des unabhängigen Journalisten Boris Reitschuster hatte zum Titel ein Zitat aus der Bundespressekonferenz: Eine Frage noch, Herr Reitschuster!
Meine Frage lautet: Will ich, dass eine Regierung angeblich aus lauter Liebe und Fürsorge zur Bevölkerung bestimmt, wie und wann ich als Bürgerin zu sterben habe? Ich antworte mit einem Zitat aus dem Song der Band «Queen»: To much love can kill you! Zuviel Liebe kann dich töten!»
Heute wissen wir, dass Herr Reitschuster von der Bundespressekonferenz ausgeschlossen wurde und seinen Wohnsitz unfreiwilligerweise ins Ausland verlegt hat. Und wir wissen, dass viele Menschen weltweit an den Folgen der Impfung leiden oder bereits gestorben sind.
Am 24. Dezember 2022 schrieb ich, dass in Leukerbad die Gäste wegen Schneemangel ausbleiben. Obwohl am 18. Dezember die neue Seilbahn auf den Torrent eingeweiht wurde. Die Skifahrenden können nicht bis ins Dorf fahren und haben sich andere Destinationen ausgesucht. Das Restaurant Weidstübli hat demzufolge nur vier Gäste, darunter Georg und mich. Die Chefin lässt laute kitschige amerikanische Weihnachtsmusik spielen, in der Hoffnung, es kämen noch mehr Gäste. – Anstatt weihnachtlicher Duft verbreitet sich in Waschküche und Treppenhaus unseres Hauses der Verwesungsgeruch von 30 kg Rind- und Schweinefleisch, das unser deutscher Nachbar Hans in einem Kellerabteil trocknet. Dies sei eben Walliser Tradition, er mache das seit 20 Jahren und liesse sich von einem Neuankömmling wie mich schon gar nichts sagen. Und jetzt, 2023, also ein Jahr später: Leukerbad ertrinkt in Schnee, zahlreiche Gäste, besonders Familien haben sich eingefunden. Hans trocknet wieder sein Fleisch. Trotz der vielen mündlichen und schriftlichen Reklamationen in den letzten zwei Jahren. Für die nächsten Monate kann ich vergessen, meine Wäsche in der Waschküche zu trocknen. – Die Kriege in der Welt werden noch grausamer und häufiger. Hoffen wir, dass der Höhepunkt erreicht ist. Für 2024 habe ich wieder jeweils am 2. Freitag im Monat eine Klangmeditation für den Frieden geplant.
Meine Tagebücher 2020, 2021 und 2022 wurden in den Sammelbänden „Nie wieder Martini“, „Im Zwielicht“ und „Die japanische Freundin“ vom Literaturpodium in der Edition Dorante, Berlin, herausgegeben und sind im Buchhandel erhältlich.
Foto: Die Sonne mit ihren Stürmen über dem Rhonetal und den Walliser Alpen
und Text: Petra Dobrovolny
Es geht nicht nur auf Weihnachten zu, sondern zunächst mal auf die Wintersonnenwende. Heute werde ich eine Allgäuer Heilkräuterkerze anzünden, die dem Thema Jahresrad und dem 21. Dezember gewidmet ist. Sie verströmt mit ihrem Licht den Duft von Myrrhe, Fichten, Tannen, Weihrauch und Mistel. Die Natur regeneriert sich. Alles verlangsamt sich auf wohltuende Weise. Die jetzige Zeitenergie unterstützt den Rückblick. In meinem Fall blicke ich auf ein Jahr Klangmeditation in der Leukerbadner Pfarreikirche zurück:
Seit Dezember 2022 darf ich jeden 2. Freitag im Monat von 17 bis 17.45 Uhr – Glockenschlag! — mit drei grossen Kristallklangschalen und einer Lyra aus Bergkristall eine Klangmeditation in der Seitenkapelle der Pfarreikirche anbieten. Zu den Klängen singe ich Texte aus der lateinischen Liturgie in von mir komponierten Melodien. Dieses Angebot ist eine interkulturelle und interkonfessionelle Meditation für den Frieden mit dem Titel «Dona nobis pacem». Zudem darf ich zur Mittagszeit bzw. wenn nicht gerade ein Organist oder eine Organistin an der Orgel üben, meine Klangmeditation für den Frieden den «zufälligen» Besuchenden darbieten.
Bis heute habe ich plangemäss 12 Klangmeditationen (2 davon im Dez 22, am 9. und 23.) durchgeführt, die im Pfarreiblatt, vom Tourismusbüro im online-Eventkalender und über von mir in Hotels und Geschäften verteilte Plakate angekündigt wurden. Es kamen jeweils zwischen 10 bis 35 Besuchende, zu 85% Frauen im Alter von 40 bis über 85 Jahren. Männer wurden meistens von ihrer Partnerin begleitet. Etwa 30 % der Teilnehmenden sind Einheimische und Patienten und Patientinnen der Leukerbader «Rehaclinic». Die auswärtigen Gäste kommen zu 70% aus der Schweiz, d.h. aus den Kantonen Fribourg, Bern, Luzern, Schwyz, Waadt, Wallis, Genf, Tessin und Neuenburg. Die Gäste aus dem Ausland kommen aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Portugal, Japan, der Slowakei, der Tschechischen Republik und der Ukraine. Die meisten Teilnehmenden beten schweigend mit. Manche scheinen es gewohnt zu sein zu meditieren und können sich besonders intensiv während 45 Minuten auf die Klänge konzentrieren. Als Darbietende kann ich wahrnehmen, wann sich mein Publikum entspannt, wer die innere Einkehr sucht und wer zu Tränen gerührt ist. Zum Abschluss bedanke ich mich bei den Anwesenden für ihr Dasein und ihr Mitbeten für den Frieden in der Welt und den Frieden im eigenen Herzen und verbinde dies mit dem Wunsch, dass sie diesen Frieden in ihren Alltag mitnehmen mögen.
Mindestens 4mal pro Woche habe ich dieses Jahr während der Mittagszeit ohne publizierte Ankündigung die Klangmeditation gespielt. Kirchenbesuchende, die zum Gebet, zum Anzünden einer Kerze bei der Statue der Hl. Maria von Fatima oder zur Besichtigung vorbeikamen, entdeckten meine Darbietung also per Zufall. Die meisten reagierten verwundert, neugierig oder auch freudig überrascht, setzten sich hin und lauschten meinen Klängen, manchmal sogar länger als eine halbe Stunde. Kinder waren besonders fasziniert, wurden ruhig und lauschten andächtig.
Die Rückmeldungen im Wortlaut:
«Meine Glückwünsche zu dem, was Sie da tun! Es ist sehr sanft und beruhigend. Sie haben uns einen schönen Moment geschenkt. Herzlichen Dank!»
«Ihre Klänge haben mein Herz geöffnet. Ich musste weinen. So etwas habe ich noch nie erlebt.»
« Es ist sehr entspannend. Ich spüre keine Schmerzen mehr.»
« Ich kenne Klangschalen, aber so etwas habe ich noch nie gehört.»
« Hat es Sie gestört, dass ich geweint habe? Es kam einfach über mich. Es war so ergreifend.»
« Wie ist es möglich, solche Klänge hervorzubringen ohne Mikrophon, Verstärker und sonstige Technik?»
« Ich habe die Zeit und alle Sorgen vergessen. Es war wie im Himmel.»
«Die Akustik ist wunderbar! Man fühlt sich ganz in die Klänge eingehüllt. Ihre Stimme wirkt sehr heilend.»
«Ich erlebe gerade eine schwere Zeit. Ihre Klänge und Ihr Gesang haben mich getröstet. Herzlichen Dank!»
Es gibt auch nonverbale Rückmeldungen, wenn die Besuchenden mit einer Dankesgeste in meine Richtung die Kirche wieder verlassen. Einmal zur Mittagszeit war ein zufälliger Passant zu Tränen gerührt, betete länger weinend für sich und legte mir vor dem Weggehen schweigend ein 5-Franken-Stück auf den Tisch.
Allmählich wird dieses monatliche Angebot bekannter. Es gibt Frauen, die extra deswegen nach Leukerbad kommen und Freundinnen mitnehmen. So kommen wiederholt Besucherinnen aus Crans, Fribourg und Spiez.
Mein herzlicher Dank gilt allen, die diese interkulturelle und interkonfessionelle Klangmeditation für den Frieden unterstützen …
Foto und Text: Petra Dobrovolny
Gestern ist das schwere Bücherpaket des Literaturpodiums bei mir angekommen. Der gerade erschienene Sammelerzählband mit 404 Seiten und dem Titel «Meine japanische Freundin» beinhaltet unter anderem auch meine vier Beiträge von insgesamt 186 Seiten. Dies sind die Erzählungen «Auf Goethes Spuren im Wallis», «Ein internationales Literaturfestival hautnah erlebt», «Ein Gottesdienst auf 2067 Metern Höhe und Kühe als Kurgäste» und schliesslich «Mein Tagebuch 2022: Ein Leben in wachsenden Ringen». Der Band ist im Buchhandel erhältlich, in der Schweiz auch bei mir. Ein besonderes Weihnachtsgeschenk für Lesebegeisterte!
Foto: Petra Dobrovolny
Kennt Ihr das auch? Ihr sucht ein Dokument tief unten in einer alten Schachtel. Zum Vorschein kommt ein anderes. So erging es mir vor ein paar Tagen. Mein Fund veranlasste mich zu einer Reise in vergangene Zeiten. Das Dokument, welches bei meiner Suche zum Vorschein kam, ist eine Verfügung der Fremdenpolizei des Kantons Zürich vom 6. Juni 1977. Sie stützt sich auf das Bundesgesetz über Aufenthalt und Niederlassung der Ausländer vom 26. März 1931 (!) und ist eine Antwort auf meine insgesamt drei Gesuche um die Verlängerung der Gültigkeit meiner Aufenthaltsbewilligung, um die Bewilligung zum Stellenantritt als Psychologin für neuropsychologische Therapie am Kantonsspital Zürich im Rahmen eines Forschungsprojekts des Schweizerischen Nationalfonds sowie um eine Niederlassungsbewilligung im Kanton Zürich. Meine Gesuche werden alle abgelehnt, da ich ohne fremdenpolizeiliche Genehmigung meine Arbeitsstelle widerrechtlich bereits am 1.9.1976 angetreten hatte. «Zum Verlassen des zürcherischen Kantonsgebietes wird ihr (mir) eine Frist bis zum 10. Juli 1977 angesetzt.» Gemäss dem Bundesgesetz aus dem Jahre 1931 Artikel 17 Absatz 2, so wird in der Verfügung ausgeführt, zählt nicht, dass mein Ehemann für den Kanton St. Gallen eine Niederlassung und für den Kanton Zürich eine Nebenniederlassung hat. Es zählt ebenfalls nicht, dass ich weiterhin zwecks Doktorandenstudium an der Universität Zürich immatrikuliert bin.
Zur Erklärung für die Lesenden: Im Herbst 1970 hatte ich nach meinem Abitur an der Europa-Schule in Luxemburg meinen Wohnsitz zwecks Studiums in die Schweiz verlegt. Somit stand ich unter Aufsicht der kantonalen Fremdenpolizei. Gemäss unserer Kenntnis der Bestimmungen hätte ich gesetzlich ein Anrecht auf eine Niederlassung in der Schweiz gehabt, falls ich entweder einen Schweizer oder einen «Niederlasser» heirate, d.h. einen Ausländer, der in der Schweiz wohnen und arbeiten darf. Als politischer Flüchtling nach der sowjetischen Invasion in die damalige Tschechoslowakei im Jahre 1968 hatte mein Georg gesetzlichen Anspruch auf eine Niederlassungsbewilligung. Den Antrag auf einen Schweizer Pass konnte er erst nach 12 Jahren ununterbrochenem Wohnsitz in der Eidgenossenschaft stellen, wenn er noch dazu die letzten 3 Jahre dieser Zeit in derselben Wohngemeinde verbracht hatte. Doch das ist eine andere Geschichte.
Mein Stellenantritt in Zürich per 1.9.1976 war uns seit Ende Juni 1976 bekannt. Im Juli schloss ich meine Lizentiatsprüfung in klinischer Psychologie ab. Im August wollten wir heiraten, auch damit meiner Arbeitsbewilligung nichts mehr im Wege stand. An Georgs Eltern, die in der Tschechoslowakei lebten, hatten wir schon längst die damals nötigen Antragsformulare für eine Ausreisegenehmigung zu unserer Hochzeit geschickt. Doch die kommunistischen Behörden zögerten die Bearbeitung mit schlussendlich einem negativen Entscheid lange hinaus. Einen Hochzeitstermin bekamen wir gerade doch noch für Ende September hin. Dies alles war der Fremdenpolizei äusserst verdächtig und sie vermuteten, dass ich mir mit grosser Raffinesse einen «Niederlasser» angeln wollte, um auf Kosten der Schweiz meine akademische Karriere fortzusetzen. Es musste sich um eine fingierte Heirat handeln, zumal ich mich «nicht in einem gemeinsamen Haushalt mit dem Ehemann aufhielt». Obwohl wir bereits ein halbes Jahr vor der Hochzeit in Zürich eine gemeinsame Wohnung hatten. Ausschlaggebend für die Zürcher Fremdenpolizei war Georgs Hauptwohnsitz im Kanton St. Gallen, für welchen er eine Niederlassungsbewilligung hatte. Seit April 1977, also noch vor der fremdenpolizeilichen Verfügung vom 7. Juni hatte Georg auf seinen Antrag hin eine Nebenniederlassungsbewilligung für den Kanton Zürich erhalten. Gemäss den Zürcher Behörden hätte ich, um die «Echtheit» unserer Eheschliessung zu beweisen, in St. Gallen bei meinem Ehemann wohnen, den gemeinsamen Haushalt besorgen müssen und die mir angebotene Stelle am Kantonsspital Zürich erst gar nicht annehmen dürfen.
Immerhin wurde mir eine Frist von 20 Tagen genehmigt, um gegen die Verfügung beim Regierungsrat des Kantons Zürich Rekurs einzulegen. Mein Schreiben «muss einen begründeten Antrag erhalten. Verfügung und Beweismittel sind beizulegen oder genau zu bezeichnen.» Bereits seit Herbst 1976 hatte ich begonnen alle möglichen Formulare auszufüllen und einzureichen. Am 1. Februar 1977 hatte mich das Arbeitsamt des Kantons Zürich angerufen und mir mündlich mitgeteilt, dass ich keine Arbeitsbewilligung benötige, wenn ich eine Niederlassung hätte. Und falls ich noch an der Uni immatrikuliert sei, würde ich nicht das Kontingent für ausländische Arbeitskräfte belasten, sondern als Studentin gelten. Wahrscheinlich stimmt hier das Gesetz von 1931 nicht mehr mit den im Jahre 1977 praktizierten Bestimmungen für ausländische Arbeitnehmer überein. Oder das eine Amt weiss nicht, was das andere tut. Mein Chef, der Leiter des neuropsychologischen Laboratoriums, verstand als Schweizer die Welt nicht mehr. Er unterschrieb in mehreren Formularen die Erklärung, dass er über diese administrativen Schwierigkeiten vor meinem Stellenantritt nicht informiert worden war.
Wie schon oft in meinem Leben trat nun ein Schutzengel auf die Bühne, dieses Mal in Gestalt eines Zürcher Rechtsanwalts. Er wurde uns über einen lieben Freund vermittelt. Dieser Schutzengel rief am 21. Juni 1977, also noch rechtzeitig vor dem 10. Juli, an welchem ich spätestens das Zürcher Kantonsgebiet hätte verlassen müssen, kurzerhand den Chef der Zürcher Fremdenpolizei an und liess ihm anschliessend ein Protokoll dieses Telefonats per Einschreiben mit Kopie an Georgs St. Galler Adresse zukommen. Telefonisch hatte er dem Herrn Polizisten die «auf Missverständnissen beruhenden Differenzen zwischen dem Kanton Zürich und dem Kanton St. Gallen dargelegt.» In der Schlussfolgerung wird in bestem Einvernehmen beider Kantone die zürcherische Verfügung vom 6.6.1977 suspendiert. Das weitere vereinbarte Vorgehen: Georg werde in St. Gallen für mich eine Niederlassungsbewilligung, auf welche ich gesetzlichen Anspruch hätte (also doch!), beantragen. Sobald diese ausgestellt sei, was in wenigen Tagen passiere, werde Georg sich mit der Zürcher Fremdenpolizei in Verbindung setzen, um die weiteren zürcherischen Formalitäten für mich zu erledigen. Mein Schutzengel beendet den Brief so: «Ich danke Ihnen dafür, dass Sie so entschlossen und rasch dazu beigetragen haben, die schon sehr verfahrene Situation einer glücklichen Lösung zuzuführen und verbleibe mit freundlichen Grüssen P.M.G. Man kann viel von Schutzengeln lernen. Nach 10 Monaten Hin und Her mit unzähligen eingeschriebenen und per express gesandten Briefen und Telefonaten fand diese «Causa» ein gutes Ende.
Ich hatte nie daran gezweifelt, denn ich wusste, dass ich im Recht war und sich die Missverständnisse irgendwie aufklären würden. Weder kündigte ich meine Arbeitsstelle noch unsere Wohnung, noch packte ich meine Sachen, um das Zürcher Kantonsgebiet vor dem 10. Juli 1977 zu verlassen. Dank dieser glücklichen Wende konnten alle Beteiligten, vor allem mein Chef, erleichtert aufatmen. Für ihn hatte viel auf dem Spiel gestanden: Das Forschungsprojekt des schweizerischen Nationalfonds, dessen Leitung er innehatte, war vor meinem Stellenantritt bereits zwei Jahre lang ohne bauchbare Ergebnisse verlaufen. Nun lagen alle Hoffnungen auf mir, innerhalb der weiteren zwei Jahre eine neuropsychologische Therapie für hirnverletzte Patienten und Patientinnen zu erarbeiten, deren Erfolg sich einerseits in einer gelungenen Rehabilitation der Betroffenen in Alltag und Beruf zeigte und andererseits wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte. Für die Betroffenen stand noch viel mehr auf dem Spiel als für meinen Chef: Viele wurden damals in einer psychiatrischen Klinik versorgt oder sie verkümmerten als Folge einer fehlenden passenden Therapie nter der Obhut von sich aufopfernden Angehörigen. Es gelang mir, die neuropsychologische Therapie als wichtigsten Baustein der Rehabilitation zu erforschen und schweizweit bekannt zu machen. «Neuro-Rehabilitation» war kein Fremdwort mehr. Das diskriminierende Menschenbild, welches auch in der Fachwelt verbreitet war, wandelte sich. Meine Dissertation über Betroffene, die als Erwachsenen plötzlich eine Hirnverletzung erleben, fand grossen Anklang. Die damals neu entstandenen regionalen Selbsthilfegruppen von Betroffenen und deren Angehörigen sowie Arbeitgebende und Vorgesetzten gaben mir zahlreiche positive Rückmeldungen und dankten mir dafür, dass meine Arbeit zu einem besseren Verständnis dieser Mitmenschen verholfen hatte.
Vor etwa vier Jahren hörte ich zufälligerweise in den Mittagsnachrichten folgende Meldung: Die Schweiz hätte sich entschieden einem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Personen aus dem Ausland, die hier ein Studium oder eine Fachausbildung abgeschlossen hätten, erhielten ab sofort eine Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung auch ohne einen Schweizer oder eine Schweizerin oder jemanden mit einer Niederlassungsbewilligung heiraten zu müssen.
Die Dokumente aus dem Jahre 1977 kann ich nun als Altpapier entsorgen. Meinem damaligen Schutzengel, der mir nie eine Rechnung geschrieben hat, danke ich noch einmal in der Form eines Gebets. Bestimmt hat er eine «himmlische Karriere» gemacht, wandelt jetzt unsichtbar auf dieser Erde und bewirkt zur Verwunderung der Menschen unerklärbare glückliche Wendungen. Ruft ihn herbei, wenn ihr in Not seid!
Foto: Sonne über Leukerbad
und Text: Petra Dobrovolny-Mühlenbach
Er war der Philosoph von nebenan
und stiess gerne mit dir an
und meinte:
«Die Welt ist anders als sie scheint.
Lass’ uns darüber philosophieren,
dann wirst auch du es schnell kapieren.»
Er tat dies unermüdlich kaiserlich
und fragte sich schliesslich:
«Habe ich genug getan?
Es ist doch unglaublich,
was hier passiert
und wie lange es dauert,
bis das endlich mal jemand kapiert!»
Als Lehrer und Beamter
war er eines Tages ausgestiegen
und hatte sich gesagt:
«Ich mach’ da nicht mehr mit!
Ich mag nicht mehr über andere siegen,
will lieber hinterfragen,
egal, was andere sagen.»
Das Mobbing war für ihn
schwer zu schlucken,
doch wollte und konnte er
sich nicht ducken.
Kaiserlich führte er uns
zu neuen Einsichten,
ohne es sich darin
gemütlich einzurichten.
Er nahm uns mit auf neue Reisen,
wir hatten Teil an Trank und Speisen.
Er nahm uns mit
auf seinen Höllenritt.
Viele wünschten, er werde wieder fit!
Wir sagten: «Gunnar, bleib’ wie du bist!
Wir lieben dich! Lass die Welt nicht
zu nah an dich heran!
Aus unserer Sicht
hast du genug getan!»
Nun ist er Philosoph im Paradies.
Ohne Zweifel geniesst er dies.
Er prostet uns zu von einer Wolke
und sagt: «Das ist es, was ich noch wollte!
Ich bin euch hierher schon mal vorausgegangen,
damit ihr nicht müsst bangen
vor dem Tod. Er ist die tiefste
und höchste Transformation
durch die göttliche Liebe.
Das sag’ ich euch jetzt
aus dieser Perspektive.»
Petra M. Dobrovolny-Mühlenbach
Text und Foto
Gunnar Kaiser war Philosoph, Buchautor und Youtuber
Heute findet unser Klassentreffen in Rolandseck statt: Wir sind 8 ehemalige Schüler und Schülerinnen, die in den 50er und 60er Jahren in Luxemburg die Europa-Schule besucht haben. Ein paar von uns kennen sich seit der Kindergartenzeit, einige haben 1970 gemeinsam das Abitur gemacht. Während all der Jahre hatten wir den Kontakt nicht verloren, auch wenn unser Lebensweg uns in unterschiedliche Länder führte. Nach einigen Online-Treffen entstand der Wunsch nach einem physischen Treffen. Jemand hatte die Idee mit Rolandseck und einer kulturellen Einlage im Programm, der Besichtigung des Arp-Museums. Einige unserer Klasse haben sich nicht mehr gemeldet, einige waren zu diesem Termin verhindert, wir machen das Beste daraus.
Die Nazi-Zeit und den 2. Weltkrieg kennen wir aus den Erzählungen unserer Eltern, heute besuchen wir ein Museum mit Werken von dem Künstlerehepaar Hans Arp und Sophie Täuber, die in den 30er Jahren aus Deutschland fliehen mussten, weil Ihre Kunst als «entartet» galt. Wir sind in einer Zeit aufgewachsen, in welcher aus dem Wunsch nach einer Versöhnung von Frankreich und Deutschland die europäische Gemeinschaft – für Kohle und Stahl – mit damals 6 Ländern entstand. Der Wunsch nach einer Zusammenarbeit zum Wohle aller, vor allem die Sehnsucht nach einem dauerhaften Frieden verbreitete eine Aufbruchstimmung und einen Optimismus. In dieser Atmosphäre wuchsen wir auf, auch mit der Neugier, andere Länder und Sprachen kennenzulernen. In Luxemburg, Brüssel und Varese entstanden Europa-Schulen, in denen Kinder aus Frankreich, Italien, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland gemeinsam unterrichtet wurden. Die Schulen waren auch offen für andere Nationen. So bekamen wir einen persischen Mitschüler, dessen Eltern Baha’i sind und den Iran verlassen mussten. Fremdes erlebten wir nicht als Bedrohung, sondern als seelisch-geistige Bereicherung. Manche von uns haben Partner und Partnerinnen aus anderen Ländern geheiratet oder haben des Berufes wegen in anderen Ländern gelebt. Umso weniger verstehen wir, wie die europäische Gemeinschaft sich in den letzten drei Jahrzehnten entwickelt hat und ein bürokratisches Monster geworden ist. In den letzten Jahren sorgte die Pandemie für viele Arten von Trennung zwischen den Menschen, auch Themen wie der Ukrainekrieg und die Klimakrise entzweit die Menschen. Doch während unseres Klassentreffens geniessen wir unsere alte Vertrautheit, erinnern uns an gemeinsame Erlebnisse und gemeinsame Lehrer und Lehrerinnen. Wir freuen uns am gemeinsamen Essen, dem wunderbaren Wetter und an diesem Treffen, welches wir nächstes Jahr wenn möglich im Elsass weiterführen möchten.
Am Abend laden Georg und ich meine in Bonn wohnende Patentante und ihren Lebenspartner in die Dreesen Suite zu einem Glas Wein ein. Wir möchten die Räume noch nutzen, denn für die 4. und letzte Nacht vor unserer Rückreise in die Schweiz müssen wir in ein kleines Doppelzimmer nach nebenan umziehen. Jemand hat die Suite für die nächsten zwei Wochen gemietet. Unsere Gäste erzählen von alten Zeiten, vom Ende des Krieges, von vielen Nächten, die im Keller verbracht wurden, von ihren Gebeten an die Engländer und Amerikaner, Deutschland endlich von dem Irrsinn zu befreien.
Für Sonntag darf ich mir einen Ausflug auf den Petersberg wünschen. Das Hotel mit Zentrum für internationale Konferenzen ist immer noch auch ein Gästehaus für Staatsgäste der Bundesregierung. Es beherbergte nach dem Krieg die erste deutsche Bundesregierung unter Konrad Adenauer. Mein Vater hatte vor meiner Geburt als Pressesprecher für ihn gearbeitet und uns Kindern erzählt, wie Adenauer ihm gezeigt hatte, welchen Tisch mein Vater in den Flur stellen könnte, um dort zu arbeiten, denn die Plätze in den Büros waren beschränkt. Auf Adenauers Empfehlung hin engagierte in Luxemburg im August 1952 Jean Monnet meinen Vater als Pressesprecher der hohen Behörde der Montanunion für die deutschen Medien. Die Europäische Gemeinschaft war gerade geboren worden, ich bald auch, und so zog unsere Familie nach Luxemburg um. Am 17. Mai 1991, einen Tag bevor er starb, konnte er «sein Büro» auf dem Petersberg noch einmal besuchen. Während seiner Tätigkeit hatte mein Vater einen regen Austausch mit Journalisten und Journalistinnen, die ihn grosszügig mit ihren Pressefotos versorgten. So entstand eine aussergewöhnliche Sammlung für die heutige Zeit wertvoller Dokumente über die ersten Jahre der Europäischen Gemeinschaft. Diesen Nachlass schenkte ich der «Fondation Jean Monnet pour l’Europe» in Lausanne, wo er heute von Besuchenden und Studierenden aus der ganzen Welt besichtigt wird.
Heute darf ich auf der Terrasse des Petersbergs mit meiner Patentante und ihrem Partner Tee und Schokoladeneis geniessen, bei herbstlichem Sonnenschein und ungewöhnlich klarer Aussicht auf den Rhein, das Hotel Dreesen und den Kölner Dom. Tatsächlich können Georg und ich am Montag, den 25. September vom Bonner Hauptbahnhof abfahren. Sicherheitshalber hatte Georg am Tag vorher die Auskunft gefragt. Es wurde ihm bestätigt, dass die Baustelle seit Samstag beendet sei. Da stehen wir nun rechtzeitig auf dem Bahnsteig. Die Ansage lautet: «Der EC von Hamburg Altona nach Zürich wird mit einer Verspätung von 10 Minuten eintreffen. Der Grund dafür ist eine Baustelle.» In den nächsten Minuten ändert sich die Ansage, der Zug werde 20, dann 30, dann 40 Minuten verspätet sein, dann wieder 30 Minuten. Nach 25 Minuten fährt der EC plötzlich ein, und wir sind froh, endlich dem kalten Wind und dem kundenunfreundlichen Bahnsteig ohne vor dem Wetter schützende Wartemöglichkeiten. Der Zug fährt nach dem Halt in Basel nicht mehr weiter nach Zürich. Doch dies betrifft uns nicht. Wir müssen sowieso nach Bern umsteigen und kommen schliesslich mit mehr als einer Stunde Verspätung zu Hause an.
Am 3. Oktober stehe ich wieder hinter dem Altar der Seitenkapelle in der Pfarrkirche Leukerbad. Vor mir warten meine drei Kristallklangschalen darauf, dass ich sie in Schwingung setze. Heute möchte ich diese harmonisierenden Klänge nach Deutschland schicken, zum Tag der deutschen Einheit. Einigkeit und Recht und Freiheit … Wo sind sie geblieben? Wann wird man je versteh’n? Alle Menschen werden Brüder … Freude … Wo ist all das geblieben? Mögen meine Klänge den göttlichen Funken wiedererwecken.
Foto: Der Rhein bei Mehlem
und Text: Petra Dobrovolny
Bei Sonnenuntergang setze ich mich auf das Bett unserer Hotelsuite, zünde eine Kerze und ein Räucherstäbchen mit Weihrauch an. Ich habe vor eine Heilmeditation für Deutschland durchzuführen, denn ich bin nicht zufälligerweise ausgerechnet an diesem Ort gelandet. Die ältere Generation weiss noch sehr gut, dass der alte Herr Dreesen, der Besitzer des Hotels, ein Nazi war und Adolf Hitler hier oft zu Gast weilte. Der Führer übernachtete jeweils in der einzig vorhandenen Suite im obersten 4. Stock in der Mitte des mächtigen Hotelgebäudes. Genau hier sitze ich jetzt, wenn auch auf einem anderen Bett mit einer neuen Matratze. Ich bitte um göttlichen Schutz und den Beistand von Christus und der heiligen Maria. Erzengel Michael, der auch zuständig ist für Deutschland, erscheint mir und begleitet mich während meiner ganzen Meditation. Mir wird die Landkarte von Deutschland gezeigt. Tatsächlich befindet sich darüber eine grosse Glocke aus braunem Glas, ähnlich dem Glas von Bierflaschen. Auch ein paar Nachbarländer sind in braunes Licht eingehüllt, vor allem Ungarn, die Slowakei und Österreich. Die Schweiz nur am nördlichen Rand. Ich schaue mir Deutschland von oben her genauer an: Nicht alles ist in braunes Licht getaucht. Im Land verstreut gibt es hellere grössere und kleinere, stärkere und schwächere Kreise aus weissem Licht. Hier wurden bereits Landschaftsheilungen durchgeführt. Als Beispiele davon zeigen sich mir Berlin, München, Augsburg, Regensburg, die Externsteine, Görlitz, Aachen, Köln, … oder es handelt sich um starke Kraftorte, die immer ihr Licht behalten hatten. Dies scheinen vor allem Marienwallfahrtsorte und die Hansestädte zu sein. Besonders fallen mir der Rhein mit seiner tunnelförmigen goldenen Aura und das starke weisse Licht des Bodensees auf. Ich bitte um Auflösung der braunen Glocke, doch es tut sich nichts. Sie hat sich festgesaugt. Erzengel Michael führt mich in einen unterirdischen sehr verstaubten fensterlosen Raum. Nach einer Weile erscheint eine magere Gestalt mit zitternden Bewegungen. Sie trägt eine verschlissene braune Uniform und hat einen stechenden Blick. Am spärlichen Schnauzbart erkenne ich, wer es ist. «Bringt mich endlich weg von hier!» Die Gestalt scheint mich kaum wahrzunehmen und richtet die stammelnden Worte auch nicht an mich, sondern führt eher ein Selbstgespräch mit einer geschwächten Wut, wie sie in diesem Zustand, den ich als vergiftet erkenne, noch möglich ist. Röchelnd stösst sie ein Wort nach dem anderen hervor: «Solche Dummköpfe! Ich wäre schon längst weg ohne sie! Sie verehren mich immer noch. Sie haben nix, rein gar nix begriffen. Lasst mich endlich los, Hohlköpfe! Das war alles eine grosse Dummheit, ein Irrsinn!» Wütend tritt die Gestalt ein auf dem Boden liegendes Buch mit dem Titel «Mein Kampf». Ich verstehe diese Szene so, als würde A.H. immer noch in einer Zwischenwelt gefangen gehalten. Ihn Verehrende nähren sich an seinem Geist. Deswegen kann die braune Glocke über Europa sich nicht auflösen. Ich bitte die Engel um Erlösung dieser verzweifelten Seele. Daraufhin wird der Raum mit einem hellen Licht erfüllt, mehrere Engel heben die jämmerliche Gestalt unter den Armen hoch und fliegen mit ihr in den Himmel. Es wird still und ich habe zunächst den Eindruck, dass dies alles war. Weit gefehlt! Plötzlich öffnet verschwindet der unterirdische Raum, ich befinde mich wieder in der Suite im 4. Stock des Hotels Dreesen. Die ganze Wand öffnet sich zum Rhein hin. Eine Kolonne Männer in braunen Uniformen mit einem Hakenkreuz auf den Oberarmbinde marschieren in unsere Suite ein. Jemand gibt den Befehl: «Rechts um!» Alle salutieren ein letztes Mal in Richtung Siebengebirge und Himmel, ein Mann nach dem anderen, jetzt sind auch Frauen darunter, springt vom Balkon nach unten und verwandelt sich dabei in eine braune Sauce, die schliesslich in den Rhein fliesst. Dies dauert eine lange Zeit. Ich bin Zeugin davon, wie sich die dicke braune Sauce immer mehr auf der vorderen Fassade des Hotels verteilt, in den Rhein fliesst und ihn in nördlicher Richtung braun färbt. Auf der Höhe des Kölner Doms sehe ich, wie die Muttergottes ihren blauen Mantel ausbreitet. Unter ihrem Schutz löst sich die braune Farbe auf, und der Rhein erhält sein goldenes Licht zurück. Während auch diese Szene andauert, beginnt sich die braune Glasglocke über Deutschland aufzulösen. Ich bitte die himmlischen Mächte dieses Geschehen auch weiterhin zu begleiten und beende meine Meditation. Bevor ich in einen tiefen Schlaf versinke, höre ich die Worte Jesu: «Es ist vollbracht!» Einige Stunden später wache ich auf, es ist noch Nacht. Durch das Fenster der Balkontür dringt helles Licht. Ich denke, es sei der Mond. Neugierig stehe ich auf, trete auf den Balkon und sehe über dem Petersberg einen grossen Stern, der die Landschaft ungewöhnlich stark erleuchtet: Es ist der Jupiter, der dieses und nächstes Jahr seine Bahn besonders nahe an unserem Planeten vorbeizieht. Meine Freude über dieses Licht wird noch grösser beim Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Friedlich liegt die Landschaft da, die Lastschiffe auf dem im Sonnenlicht glitzernden Rhein ziehen gemächlich ihre Bahn, eine Schar Gänse fliegt schnatternd vorbei. Mir kommt ein Lied von Cat Stevens in den Sinn: «Morning has broken, like the first morning, blackbird has spoken like the first bird … Mine is the sunlight, mine is the morning, born of the One light, Eden saw play … praise with elation, praise every morning God’s recreation of the new day.» Übersetzt etwa so: Der Morgen bricht an, wie der erste Morgen, die Amsel hat gesprochen, wir der erst Vogel, mir gehört das Sonnenlicht, mir gehört der Morgen, geboren aus dem einen Licht, das schon der Garten Eden sah … Preise mit Ehrfurcht, preise jeden Morgen Gottes Wiedererschaffung des neuen Tages.
Ein neuer Tag bricht an für Deutschland, für Europa, für die Welt.
Foto: Sonnenaufgang über dem Siebengebirge
und Text: Petra Dobrovolny