08. Mai, Neumond, ein Tag vor Christi Himmelfahrt
Endlich zeigt sich auch in Leukerbad wieder die Sonne. Die totale Finsternis vom 8. April hatte den Frühling ausgebremst. Im Rhonetal mussten die bereits blühenden Aprikosenbäume und Reben in den Frostnächten mit grossen Kerzen mit Gasflammen gewärmt werden. Die Bienen blieben in ihren Stöcken, um ihre Brut vor der Kälte zu beschützen. Durch unermüdliche Flügelschläge schaffen sie es bis auf 35°C. Die bereits aus dem Süden zurückgekehrten Schwalben und Mauersegler fragen sich, ob sie nicht einen zu frühen Flug gebucht hätten.
Die orthodoxen Ostern fanden dieses Jahr erst vor ein paar Tagen statt. Anfang Mai ist zwar ein spätes Datum dafür, aber zur Wetterlage passender als der gregorianische Kalender, demgemäss Ostersonntag bereits am 31. März stattgefunden hatte.
„Unsere“ ukrainische Familie, Veronika, eine 35-jährige Frau mit drei Kindern im Alter von 13, 10 und 2 Jahren, ist zu unserer Erleichterung wieder gut aus ihren „Ferien“ in der Ukraine nach Bern zurückgekehrt. Sie konnten den Vater, der als Armeeangehöriger nicht ausreisen darf, in Odessa treffen. Nur einmal hätten sie einen Flugalarm erlebt. Es sei aber noch nicht möglich in ihre Heimat zurückzukehren. Die Schulen seien immer noch geschlossen, der Unterricht erfolge über Internet, oft gäbe es Unterbrüche in der Stromversorgung. Die Grosseltern leben in Mariupol im Osten der Ukraine. Wegen der russischen Besatzung können sie weder reisen noch Familienbesuch empfangen. Die Grossmutter konnte die kurz nach der dem russischen Angriff im Frühjahr 2022 mit ihren zwei Töchtern und deren insgesamt 5 Kindern in die Schweiz fliehen. Alle durften wir kennenlernen und fanden es sehr mutig, als im Sommer 2023 die jüngere Tochter mit ihren zwei Kindern und die Grossmutter wieder in die Ukraine zurückkehrten. Wir hoffen sehr, dass dieser Irrsinn so schnell wie möglich ein Ende findet. Sobald in zwei Monaten die Schweizer Sommerschulferien beginnen, möchten Veronika und die Kinder wieder zum Vater reisen, trotz allen Umständen und obwohl die beschwerliche Reise mit Zug und Bus durch Österreich, Tschechien, die Slowakei und Moldawien 36 Stunden lang dauert.
Am 28. April entschied sich mein 3. Grossneffe dafür, eine Woche früher als erwartet das Licht der Welt in Wien zu erblicken. Er heisst Samuel, wie der Prophet, dessen Buch im Alten Testament die Geschichte von David und Goliath erzählt. Der kleine mit seinen 3,7 kg gewichtige Kerl begeistert bereits die ganze Familie. Der Frieden, den er ausstrahlt und bewirkt scheint nicht von dieser Welt zu sein. Ich habe ihm mein 56. Album mit Wiegenliedern gewidmet. Auf meinem Youtube-Kanal könnt ihr eine Kostprobe anhören: